Monat: Januar 2016 (Seite 1 von 3)

Tag 23

Und schon wieder ein Tag fast rum. Letzte Nacht hatten wir dann mal den ersten richtigen Squall. So von jetzt auf gleich in 10 Sek. Das Biest war 15 min. vorher nicht auf dem Radar zu sehen. War aber alles kein Problem (höchstens für Reiner, den habe ich nämlich aus dem Bett geholt), da sich unsere Passatsegel wunderbar schnell aus dem Cockpit reffen lassen. Der Wind ging auf 30 Knoten hoch, es folgte ein heftiger Schauer und schon war der Spuk auch wieder vorbei.

Ansonsten stehen hier die Zeichen auf Ankunft. Wir haben uns morgen nochmal auf See mit der englischen Fenicia verabredet, um ein paar schöne Fotos zu machen. Der Wind spielt wieder brav mit und bewegt sich zwischen 15-22 Knoten.

Noch 205 sm to go.

Tag 22

Wir dümpeln…..Was der Wind Anfang der Woche zuviel war, ist er jetzt zu wenig. Hätte man mir vor vier Tagen 10 Knoten Wind angeboten, hätte ich gesagt, nehm ich. Jetzt allerdings mit dem Ziel vor Augen nervt es, wenn es nicht mehr vorwärts geht. Oder zumindest nur im Schneckentempo.
Jetzt liegen wir in der Sonne und lesen viel ( ich bereits das 9. Buch). Ab und zu hänge ich die Angel raus, so wie heute früh. Noch während ich die Leine ausrauschen lasse, zuppelt es schon. Mit so viel Wucht, dass ich sie kaum zum Stoppen kriege. Langsam, je nach Zug an der Angelleine hole ich den Fisch ans Boot. Schon wieder ein riesiger Mahi Mahi. Diesmal haben wir auch echt Schwierigkeiten ihn ins Boot zu bekommen, aber wir schaffen es. Nach dem Zerlegen bleiben eine große Grillportion, eine Sushiportion und ein großes Stück Filet zum Beizen übrig. Bin mal gespannt ob das was wird. Vielleicht könnte meine Cousine mir mal via Braunschweig mitteilen, wie lange der Fisch in der Beize liegen muss?
Ansonsten kommen wir gemeinsam gestarteten Schiffe uns wieder näher. Die ersten können wir schon über die normale UKW Funke erreichen. Das hat auch was. Nur der Wind fehlt, alle wollen ankommen. Noch 360 sm to go.

Tag 21

Heute mal wieder nicht Neues. Wir segeln friedlich dahin und die Sonne scheint. Letzte Nacht hatten wir die ersten Squalls (Kleine Wetterzellen, die für ganz kurze Zeit viel Wind mit Winddrehern und meistens Regen bringen), die aber nicht so wild waren. Da wir nachts das Radar mitlaufen lassen, sehen wir sie auch rechtzeitig von hinten ankommen und können die Segelfläche verkleinern. Wir haben schon den ganzen Tag zwischen 15-20 Knoten Wind und nur noch wenig Welle. Also alles gut.
Gestern hatte ich noch ordentlich Fisch an der Angel, der Beste ist mir allerdings flöten gegangen mit samt Köder. Wir denken, dass es ein Thunfisch war. Relativ groß und silbrig glänzend in der Sonne, hat er sich ordentlich gegen die drohende Pfanne gewehrt. Einmal hoch aus dem Wasser gesprungen, ruckartige Bewegung nach rechts und links mit dem Kopf und schon war er weg. Sehr schade und blöd für ihn jetzt mit Köder rumzuschwimmen. Ein zweiter hat heute das Gleiche vorgeführt, hat sich aber wenigstens des Köders entledigt. Der wird weiterleben. An beiden Ködern war ein Doppelhaken, aus dem sie sich wohl ziemlich leicht befreien können, mit Drillingshaken habe ich noch keinen verloren. Noch 488 Seemeilen to go.

Tag 20

Sind es wirklich schon 20 Tage, seit wir die Canaren verlassen haben? Unglaublich. Trotz unseres zweitätigen Aufenthaltes in Mindelo haben wir wieder den Anschluss an die Truppe, die von Teneriffa gestartet ist gefunden. Somit sind wir wohl nicht so furchtbar langsam gewesen.
Die Seemeilen fangen an zu purzeln und wir beginnen uns darüber zu unterhalten, was wir so zuerst machen nach der Ankunft. Wahrscheinlich zuerst eine Runde schwimmen im warmen klaren Wasser.
Seit heute Früh lässt der Wind deutlich nach und das Segeln wird wieder angenehmer. Ich kann wieder draußen auf der Cockpitbank liegen, ohne gleich runter zu fallen. Somit kann ich dann jetzt auch mal die Kellerblässe der letzten Tage vertreiben sonst bin ich das Blasseste, was jemals die Karibik erreicht hat. Das Wasser ist inzwischen unglaublich blau.
Gerade eben ist die Angel ausgerauscht. Muss mich mal schnell um den Fisch kümmern.

Tag 19

Dem aufmerksamen Leser wird es aufgefallen sein, gestern hat Reiner geschrieben. Denn: Mir war schlecht. Und da funktioniert am PC sitzen gar nicht gut. Da sich seit gestern an der Wind- und Wellensituation nichts geändert hat, lassen wir das heute mal aus. Aber seit gestern rechnen wir.
Wir haben jetzt gerade um 12.00 Uhr mittags noch 820 sm vor uns. Bei einem etmal von 140 sm pro Tag werden wir in 5,85714285714286 Tagen Martinique erreichen. Bei einem etmal 150sm wären es 5,46666666666667 Tage. Das 140er etmal setzt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 5,8333333333333333 Knoten voraus, das 150er eine Geschwindigkeit von 6,25 Knoten. Klingt machbar, bisher haben wir seit Mindelo ein Durchschnittsetmal von 142 Knoten. Könnte mehr sein, wir reffen aber nachts runter und fahren da eher defensiv. Aus diesen Zahlen ergibt sich, dass wir wahrscheinlich irgendwann in der Nacht ( wie sollte es auch anders sein ) von Montag auf Dienstag unser Ziel erreichen. Blöd ist, dass wir nicht im Dunkeln in die Marina fahren sollen, es gibt da einige Flachstellen, die man umfahren muss. Also könnte das heißen, dass wir vorne in Bucht ankern werden, bis es hell wird. Aber egal. Dann kann man gleich erstmal ne Runde schwimmen gehen und den ersten Rumpunsch gibts dann eben zum Frühstück.

Tag 18

Wellen, das was uns das Leben derzeit ungemütlich macht und Beate um den Schlaf bringt, sind die Wellen. Da ist diese große Welle aus der Windrichtung, gefühlt 4m bis 5m hoch, laut Wetterbericht 3m, die insbesondere nachts bedrohlich aussieht, als käme eine schwarze Wand auf uns zu. Aber die ist ganz harmlos, das Schiff hebt den Popo hoch, wenn sie uns erreicht und diese Welle geht unter uns durch. Nur eine kleine Längsbewegung des Schiffes und wenn man sich unten in der Mitte aufhält, bekommt man das ganze gar nicht mit.

Unangenehm sind die kleinen Dreckskerle, mal entstanden bei einem Sturm auf den Bermudas, die sich seitlich an das Schiff ranschleichen. Alle zwei bis drei Minuten, wenn man gerade überlegt, ob es nachlässt mit den Wellen. Man sieht sie in dem Wellengewusel gar nicht, sie geben aber dem Schiff einen Schubs, dass es sich kräftig zur einen und dann zur anderen Seite legt. Alles was nicht niet- und nagelfest ist, fliegt mit Getöse quer durchs Schiff, wie z.B. unsere Besteckschublade. Man kann sich vorstellen, nachts um 1.30 Uhr, welchen Lärm die Schublade und anschliessend noch das gesamte Besteck machen. Aber auch alles, was sich in den Schränken bewegen kann, klopft gegen die Türen oder die ganze Inneneinrichtung knarzt.

Aber diese Dreckskerle können das noch toppen. Jede Hundertste bricht sich ausgerechnet an unserer Bordwand und das mit lautem Knall, dass man denkt, wir haben einen Container oder Wal gerammt. Und die ganz Neugierigen schauen dann auch mal rein, bestenfalls ein paar kühlende Spritzer, schlimmstenfalls die halbe Welle, und setzen das Cockpit 10 cm unter Wasser. Bisher nur 2 bis 3mal vorgekommen. Seitdem haben wir tagsüber das halbe Schott drin und nachts das ganze, so dass keine Welle in der Küche vorbeischaut, wie gestern geschehen.

Das Schiff nimmt das alles sehr gut hin, leider sind wir nicht so gebaut. Wir benötigen Schlaf und diese Bewegungen und Geräusche sind nicht förderlich für einen ruhigen Schlaf. Wann hört diese Welle endlich auf???

Tag 17

Nicht viel Neues heute. Es fegt draußen, wir halten uns irgendwie fest und schlafen ist schwierig. Wind um die 25 Knoten, in Böen 30. Noch 1074 sm, ab morgen fangen wir an zu rechnen. Alles ist anstrengend.

Tag 16

Manchmal darf man Dinge nicht laut denken, geschweige denn aufschreiben. Kurz nachdem der Eintrag von gestern raus ist, in dem ich noch über entspanntes Passatsegeln schreibe, legt der Wind zu. Und die Welle ebenso. Solange, bis sie wieder richtig nervig wird. Das Leben wird wieder zurück geschraubt und hauptsächlich irgendwie festgekeilt verbracht. Mitten in der Nacht kracht plötzlich eine größere Welle von schräg hinten an die Bordwand und ergießt sich ins Cockpit. Alles naß, das Wasser steht bestimmt 10 cm hoch. Gleichzeitig ist es den Niedergang runtergeschossen bis zu Kühlschrank und Herd. Ein Riesenspaß nachts das Salzwasser aufzuwischen….Inzwischen steckt das Schott im Niedergang, so dass allenfalls Wasser im Cockpit landen kann und da läuft es von alleine ab.

Die Vorhersage lautet: Es bleibt so. Na toll. Das einzig Gute daran ist unsere Geschwindigkeit, die sich auch nach erneutem Reffen der Segel um die 7-8 Knoten bewegt. Dann gibt es halt nur Fertigfutter, die Kocherei lassen wir erstmal sein.

Erkenntnis des Tages: Das Schiff kann ziemlich sicher mehr aushalten, als wir.

Tag 15

In den letzten 24 Stunden haben wir wohl das, was man unter Passatsegeln versteht. Konstanter Wind von hinten, die ausgebaumten Segel stehen relativ gut und wir machen je nach Windstärke zwischen 6-7,5 Knoten Geschwindigkeit. Es gibt kurze Pausen, dann geht es wieder weiter. Langsam wird es auch ziemlich warm tagsüber, Kochen treibt einem den Schweiß ins Gesicht. Das allerdings nicht nur wegen der Temperatur, sondern auch wegen der akrobatischen Zwischeneinlagen, die nötig sind, um das Kochgut im Zaum bzw. auf dem Tisch zu halten….
Die Welle kommt ebenfalls angenehm und konstant von hinten, so dass extreme Bocksprünge ausbleiben. Schön, wenn man normal aufs Klo gehen kann, so lernt man die einfachen Dinge des Lebens zu schätzen.
Trotzdem kommt es uns, hauptsächlich mir, noch endlos lange vor. Dabei haben wir von der Gesamtstrecke von den Canaren mit 2800 sm „nur“ noch 1300 vor uns. Erste Spekulationen über unsere Ankunft finden statt, ich fange aber erst an darüber ernsthaft nachzudenken, wenn wir die 1000 sm unterschritten haben.
Da wir keinen Drive in finden konnten, gibt es heute abend die gute alte Boulette mit Kartoffelsalat.

Tag 14

Nachdem wir gestern Abend noch unverhofft einem Geschwindigkeitsrausch verfallen sind, ist heute nur noch sehr wenig Wind. Eigentlich sollte er bereits gestern gegen Abend abnehmen, legt aber nochmal kurz vorher zu. Warum nur immer nachts? Reiner liegt schon im Bett, ich habe Wache, sitze am Computer und merke nur, dass sich das Wassergeräusch und die Schiffbewegung ändert. Gehe hoch, 7,5 Knoten Geschwindigkeit. Super, eigentlich etwas zuviel für die Nacht, aber es läuft so schön…8 Knoten, doch reffen? Das Schiff liegt perfekt auf der Welle und rauscht dahin…8,5 Knoten na, jetzt ist aber genug. Ich ziehe meine Weste an, schnalle mich fest und gehe zu den Winschen, um die Segel zu verkleinern. 9 Knoten…Also wenn es hell gewesen wäre und wir beide wach, dann wär das ein schöner Spaß gewesen. Nach dem Reffen ist wieder Ruhe, nachttaugliche 6-7 Knoten. Gegen Morgen wird es dann immer weniger, tagsüber dümpeln wir mit 4,5 Knoten dahin. Wird wohl bis morgen so bleiben, dann nimmt es wieder zu.

Guter Tag zum Putzen und ausführlicherer Körperpflege. Bei viel Seegang denkt man da gut vorher drüber nach, wieviel sein muss.

Ich habe einen unbändigen Appetit auf einen Burger mit Fritten und Salat. Wir gucken mal auf der Karte nach einem Drive in.

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