Monat: September 2017

Maria ist tot….

…..es lebe Maria. Wie geplant schlägt sie ihren Weg nach Osten ein und verliert ihre Puste über dem deutlich kühleren Nordatlantik. Im Moment ist Ruhe. Fast.

Dass die ganze Wetterangelegenheit noch nicht völlig erledigt ist, war uns klar. Immer noch poppen hier und da Turbulenzen auf, die über Potential verfügen. Zur Zeit direkt in der Karibik. Aber wenigstens haben die keinen langen Anlauf über den Atlantik, um Kraft zu sammeln.

Wir treiben uns derweil in Köln rum. Auch hier haben wir Wetterkapriolen. Es ist nämlich warm. Sehr warm. Bepackt mit Wintersachen und dicken Schuhen an den Füßen, schwitzen wir fast wie in der Karibik. Gestern zeigt das Thermometer 27 Grad. In leichter Sommerkleidung ok, mit Winterstiefeln …….Auch nachts fällt die Temperatur kaum unter 20 Grad. Eine schlechte Vorbereitung für Island.

Dennoch freuen wir uns auf die wilde Insel mit ihren Elfen und Gnomen.
Eine erste Post haben wir auch schon von Oddnÿ Arnasdottir, unserem Ferienhausvermieter bekommen, die mit dem Wort „kveðja“ unterschrieben ist. Im Anhang befindet sich die Wegbeschreibung durch die isländische Pampa. Eigentlich dachte ich immer, dass die Finnen die seltsamste Sprache in Europa sprechen, aber wenn uns hier nicht nach vier Tagen die Zunge abgebrochen ist, weiß ich’s auch nicht.

 

 

Zu früh gefreut?

„Unser Schiff liegt sicher. So weit nach oben kommt kein Hurrican.“ Diese und andere (überhebliche?) Floskeln stammen in den letzten Wochen aus unserem Mund.

Routinemäßig wie der morgendliche Gang zum Pinkeln, gucken wir jeden Tag, was das Hurricanzentrum in Miami so sagt. Wer wird gerade neu geboren, wer bekommt einen Namen und zieht wann wohin. Im Anschluss wird gefrühstückt.

Heute Morgen bleibt uns das Brötchen fast im Halse stecken.

Maria lebt immer noch und zieht gen Norden auf die Chesapeakebay zu. ???? Dort soll sie einen scharfen Knick nach rechts machen. So, wie einst Sandy, der den Knick dann vergessen und sich New York zur Brust genommen hat.

Nun gucken wir wieder mehrere Male am Tag. Obwohl das natürlich Schwachsinn ist. Machen können wir eh nichts. Besser wäre gar nicht gucken.
Nun kommt unser Lieblingssatz Nr. 2 wieder zum Einsatz: „Wir liegen in der versicherten Zone.“ Was auch immer passiert, Pantenius wird’s richten. Hoffentlich.

Die Irmas und Marias dieser Welt..

Unsere Zeit in good old Germany neigt sich mit schnellen Schritten dem Ende entgegen. Alle Bestellungen sind eingetroffen und müssen nun verstaut werden. Mittlerweile Routine.

Leider müssen diese Teile aber auch verbaut werden. Das macht viel Arbeit. Insbesondere unser Teakdeck wird uns beschäftigen, die Fugen sind undicht, weil in der Hitze geschrumpft. Bei starkem Regen oder großen Mengen überkommendem Wasser beim Segeln bedeutet das leider, dass sich winzige Rinnsale bilden, die sich ihren Weg in den Innenbereichen suchen, z.B. durch ein Schraubenloch. Davon säuft man zwar nicht ab, es macht aber auf Dauer Schäden. Feuchte Stellen bilden sich, mein Schimmel erwacht zum Leben oder das Holz bekommt Wasserflecken. Ein Teakdeck ist nicht die beste Idee für eine Reise in die Tropen…….????

Nicht zu ändern, aber wir haben ja Zeit. Bestimmt bis in den November, wenn die offizielle Hurricansaison zu Ende geht. Und die nehmen wir ernst. Im Frühjahr wurde schon eine starke Häufung großer Stürme vorhergesagt, dies hat sich bewahrheitet. Harvey, Irma, Maria und wie sie sonst noch alle heißen, haben ganze Arbeit geleistet und für viel Zerstörung gesorgt. Auf vielen Inseln waren wir in den letzten 1,5 Jahren, auf den Bildern von heute sind die meisten Orte kaum wiederzuerkennen.

Bei allem Medienwirbel sind wir aber doch der Meinung, dass es hätte schlimmer kommen können. Mit Ausnahme von Dominica sind eher reiche Inseln betroffen gewesen, die den Wiederaufbau wahrscheinlich gut wieder schaffen werden. Nicht auszudenken, wenn es wieder Haiti getroffen hätte…….

Uns verschaffen diese Wetterkapriolen jedenfalls Zeit und Gelassenheit. In Deltaville liegt das Schiff sicher und wir werden in Ruhe arbeiten können. In den Süden will man in dieser Saison jedenfalls nicht so schnell.

Wir machen uns in der kommenden Woche auf nach Kölle – da gibt’s noch einen Geburtstag – und dann nach Hamburg, von wo aus der Flieger nach Island geht. Das wird bestimmt spannend……

Pläne…..

sind dazu da, um verworfen zu werden. Sowas können wir super.

Reiner ist seit drei Wochen auch in Deutschland. Neben der üblichen Jagd nach Ersatzteilen, versuchen wir einen Plan für die kommende Saison zu machen. Und immer, wenn wir uns was überlegt haben, taucht spätestens am übernächsten Tag eine neue Idee auf.

Wir kreisen in der Hauptsache um 3 Möglichkeiten:

Idee 1: Uns reizt dieses Ka…..nada. Am liebsten die Westküste mit Alaska und Vancouver. Dann könnte man an der Pazifikseite über San Francisco und LA nochmal nach Mexiko fahren und das interessante Costa Rica besuchen. Aber wie kommt man dahin? Wir haben von bezahlbaren LKW-Transporten über Land gehört. Unsere bisherigen Anfragen sind allerdings unbeantwortet bis utopisch. 24000 U$ will einer haben ????, unter 10000 U$ fangen wir an zu handeln. Also weit weg…..

Idee 2: Kanada reizt immer noch. Es gäbe ja noch den Weg durch den Panamakanal und über Hawaii nach Alaska. Wenn da bloß nicht soviel Wasser wäre ????. Die längste Stecke kann bei dieser Route bis zu 6 Wochen dauern. Würg. Reiner ist zwar auch nicht begeistert, würde das aber noch irgendwie in Kauf nehmen. Ich finde, daß meine Grenze hier überschritten ist. Aber Hawaii st auch nicht schlecht…..

Idee 3: Die Barfußroute straight nach Neuseeland. Einmal quer durch den Pazifik mit überschaubaren Etappen und vielen Inseln. Auch schön, aber auch irgendwie langweilig. Diese Route fahren (fast) alle, nur wenige biegen ab. Wir sind quasi zweimal abgebogen in der letzten Saison und das hat uns außerordentlich gut gefallen.

Fakt ist, dass man nicht alles sehen kann. Dafür reicht ein Leben nicht. Fakt ist auch, dass sich unser Reisetempo deutlich langsamer gestaltet, als vorgesehen. Dieses Gehetze von einem Ort zum nächsten liegt uns nicht. Die Vorstellung, dass es Segler gibt, die in der Zeit, die wir jetzt unterwegs sind, die Welt umrundet haben, jagt uns Schauer über den Rücken. Wirklich kennengelernt haben die nichts.

Noch haben wir etwas Zeit eine Entscheidung zu treffen. Erstmal fliegen wir Anfang Oktober nach Island. Jawoll, in die Kälte. Dort wollen wir mit der Worlddancercrew 4 Tage Vulkane, heiße Quellen und Gletscher besichtigen. Dann ist Schluss mit Lustig, es gibt viel zu tun. Das Teakdeck muss endlich mal überholt werden, was alleine schon eine Sauarbeit sein wird wird. Es muss lackiert werden, Leinen ausgetauscht und das Unterwasserschiff neu bemalt werden. Die Liste ist endlos.

Und dann hoffen wir am Ende, dass der Blitz, der in den Mast gegangen ist – Reiner hat das Knistern am Mastfuß gehört – keine Schäden verursacht hat. Eine erste Prüfung der Geräte sieht gut aus. Das meiste war abgeklemmt, bzw. im Stahltresor eingeschlossen. (Da segelt man hunderte von Seemeilen im Gewitter und der Blitz trifft einen an Land, das glaubt ja auch keiner ????).

Im November geht die Hurricansaison vorbei, die im übrigen sehr munter ist in diesem Jahr. Zur Zeit rauschen sie wie an der Angelschnur über den Atlantik. Beruhigend, dass wir in der versicherten “ hurricanfreien“ Zone liegen ????. Dann werden wir wohl nach Süden in wärmere Zonen aufbrechen. Und bis dahin sollten wir tatsächlich einen Plan haben.