Monat: März 2018

Pinkeln und andere Freuden

Der Traum (Reiner‘s) vom neuen Dinghimotor ist mal wieder ausgeträumt. Er pinkelt wieder.

Nachdem sich der Chefmechaniker gestern Abend noch mit Zeichnungen des Dinghimotors auseinandergesetzt hat, folgt heute der zweite Akt der Ursachenforschung  für den Harnstau. Im oberen
Bereich wird gesucht, treu den Leitungen folgend. Nach kürzester Zeit fällt ihm eine kleine Düse auf, die am Leitungssystem sitzt. Durchpusten lässt sie sich nicht. Aha. Ein kleiner Draht schafft, was das Kühlwasser nicht mehr konnte, nämlich durchfließen. Dicke Salzbrocken lösen sich und prompt lässt sich das ganze System wieder leicht mit der dicken Spritze durchspülen.

Nun flucht der Mann schon wieder. Weil es nämlich ganz einfach war und ungefähr zwei Minuten gedauert hat, im Gegensatz zur gestrigen Aktion. Ich find’s gut. Wissen wir doch jetzt, dass der Impeller gesund und munter ist. Nach dem Starten kommt die Bestätigung. Er strullert mit ordentlich Druck wie ein junger Mann.

Da uns hier seit gestern Nacht quasi die Löcher aus dem Käse fliegen, wir haben Windböen über 30 Knoten, und das Ganze noch bis zum nächsten Tag anhalten soll, ist noch Zeit genug die Membrane für den Wassermacher auszuwechseln. Viel mehr kann man eh nicht machen.

Und siehe da, auch das flutscht. Nicht in zwei Minuten, aber innerhalb von 2 Stunden ist auch dieses Thema erledigt. Der Erfolg ist grandios. Bei noch nicht mal vollem Druck bringt der Wassermacher bereits über 50 l Wasser pro Stunde. ( Bei vollem Druck unter optimalen Bedingungen, wie z. B. wenig Salzgehalt im Wasser schafft er 60 l/ Std. ) Da war wohl der Wechsel dringend fällig. Vielleicht sollte man doch lieber einmal öfter die Membrane wechseln, zumal die hier in den USA deutlich günstiger sind, als in Deutschland. ????

Ein Blick auf die aktuellen Preise untermauern den Gedanken. 561 € in DE gegen 227 U$ !!! Das noch bei dem derzeit günstigem Wechselkurs macht so um die 170 €. Das eine bei amazon.de, das andere bei amazon.com. Also wer bescheißt da denn jetzt wen?

Montag

Montage sind ja allgemein nicht so beliebt. Bei uns auch nicht.

Am Sonntag ist noch alles schick. Das Schwein, von dem ich gerne ein Foto gemacht hätte, ist als wir eintreffen schon zerlegt und schmeckt lecker. Mit Orangensauce, Reis und Salat. Nicht eine einzige Gabel voll hätte ich abgegeben.

Der anschließende Verdauungsspaziergang tut auch gut. Am „offenen“ Strand auf der anderen Seite finden wir einen Abschnitt, an dem wahre Kostbarkeiten liegen. Von der permanenten Wucht des Wassers liegen große Felder kleingeriebener Muscheln und Schneckenhäuser in den schönsten Farben auf der Erde. Es funkelt in der Sonne und ich muss zwanghaft die noch intakten Exemplare sammeln. Ein echter Sonntag.

     

Auf Sonntag folgt Montag.

Unser Dinghimotor läuft seit Monaten einwandfrei, Sogar ich bekomme ihn leicht in Gang. Kein Gezicke. Seit einigen Tagen fällt uns auf, dass er sehr wenig Kühlwasser ausspuckt. (Kommt an der Seite wie Pipi rausgeschossen). Heute, auf dem weiten Weg in die Stadt – wir müssen Wäsche waschen und einkaufen – stellt er das Pinkeln ganz ein. Am Steg angekommen ist er heiß und qualmt. Sofort fällt der Verdacht auf den Impeller. Quasi das Schaufelrad für das Wasser. Wenn der sich zerlegt, was diese Dinger leider nun mal ab und an tun, ist Feierabend.

Für die Rückfahrt nimmt Reiner den Motordeckel ab, damit wenigstens die Luft kühlen kann. Wir tuckern schön langsam, bloß nicht zu heiß werden, wieder zum Schiff. Reiner‘s Laune war schon besser…….und wo war doch gleich der Ersatzimpeller?????? In der Motorkiste? Unter der Sitzbank? Im Schrank am Navitisch? In der Werkzeugsxhublade? Man(n) weiß es nicht. Die Suche wird verschoben.   
Dann geht die Frickelei  los. Motor hochholen, am zappeligen Dinghi im Wasser geht gar nichts. Werkzeug raus. Zack Baustelle. ???? Nach einer Stunde kommt der Impeller ans Licht. Und sieht gut aus. ???? Ist das jetzt gut oder schlecht? Fakt ist, dass die Suche nach der Ursache morgen weitergeht, die nach dem Impeller nicht. 

Ich mache derweil Wasser. Kann ich ja jetzt! Dabei fällt auf, dass der Wassermacher nur sehr uneffektiv arbeitet. Sprich, er macht zu wenig Wasser. Statt der gewohnten 40-50 Liter ( normal sind bei guten Bedingungen 60!), nur mickerige 30. Da muss dann wohl mal der Filter gereinigt oder gar die Membrane ausgetauscht werden. In den nächsten zwei Tagen windet es erstmal heftig, so richtig vom Schiff kommen, werden wir wohl nicht. Zeit zum Basteln…….

Sonntag war eindeutig besser. Aber warum sollte es uns anders gehen, als Euch zu Hause….

Liebe auf den zweiten Blick

Wir haben unser vorläufiges Ziel erreicht. Georgetown, die Hauptstadt der Exumas, der Inselkette, die sich über ca. 100 Meilen erstreckt

Wie in der südlichen Karibik heißt auch hier mal wieder die größte Stadt Georgetown. Ein beliebter Name in der Region. Wenn einem nichts mehr einfällt, nennt man es einfach Georgetown, nach dem englischen König George III. Ich kann schon gar nicht mehr zählen in wie vielen Georgetowns wir schon waren…????

Wir treffen auf manche Orte, bei deren Anblick wir sofort in Verzückung geraten. Manch andere Flecken muss man erst lieben lernen. Bei unserer Ankunft, stellen wir fest, dass die Ankerplätze am Arsch der Welt liegen, nämlich vor Stocking Island, einer wiederum langgezogenen vorgelagerten Insel, die Georgetown gut schützt und keine große Welle entstehen lässt. Dazwischen fließt ein breiter Kanal. Um in die Stadt zu kommen, muss dieser mit dem Dinghi überquert werden. Erst die nackten Zahlen können mich überzeugen, dass es tatsächlich nicht weiter ist, als in Staniel Cay, wo ich vier Wochen verbracht habe und es nicht gestört hat.

Das überzeugendste an Georgetown ist auf den ersten Blick die Existenz zweier Supermärkte, die ihren Namen verdient haben. Ein Paradies für den ewig auf Nahrungsjagd befindlichen Segler. Das riesige Versorgungsschiff kommt zweimal in der Woche, die Regale sind voll. Der zweite Gang in der kommenden Woche wird bestimmt noch weitere Pluspunkte zu Tage bringen.

Dafür entpuppt sich Stocking Island als wirklich reizvoll. Wir liegen in einer Bucht vor dem Monument der Insel, ( na ja, halt ein Betonpfeiler), welches auf einem Hügel steht. Der Weg dorthin führt durch dichten Palmenwald, der Blick von oben ist großartig. Auf der einen Seite fällt der Blick auf die Ankerplätze, auf der anderen Seite auf den offenen Atlantik. Menschenleere Strände auf beiden Seiten. Mittlerweile könnten wir das Empire Statebuilding von innen mit kitschigster Fototapete pflastern, sattsehen kann man sich nicht.

          

Auch schön ist, dass hier tatsächlich fast ausschließlich Segler aller Nationen liegen, von Norwegen bis Australien ist alles vertreten. Große amerikanische Megamotoryachten tauchen fast gar nicht auf. Im Seglertreff, dem Chat’n Chill, herrscht Multikulti, die Volleyballlteams sind bunt gemischt.

Aber das Beste ist, dass sich hier am Strand ein ganzes Schwein am Spieß drei Tage lang dreht, bevor es am Sonntag gegessen werden kann. Und zwar von uns !!!

Wo ist Balou? 

 

Bummelei

10 Seemeilen weiter.

Es sind nicht gerade die ganz großen Entfernungen zur Zeit, die wir zurücklegen. Aber es gibt auch tausende von kleinen Inselchen, die alle ihren Reiz haben.

Der Wind kündigt wieder einen Dreher an. Unser Ankerplatz in Black Point ist dafür semigeeignet. Wir steuern Farmers Cay an. Farmers Cay liegt direkt an einem Cut, an einer Durchfahrt nach „draußen“, auf die offene Atlantikseite. Da müssen wir durch, denn unser Ziel Georgetown ist nur von der Ostseite zugänglich. Das passt gut zum angesagten Wind, der über West nach Nord drehen wird. Der Nachteil unseres Platzes hier ist, dass wir mitten in einer starken Strömung (an einer Mooringboje) hängen. Tidenabhängig herrschen also alle sechs Stunden Wind gegen Strom. Da Strom immer gewinnt, bläst es dann teilweise direkt von hinten ins Cockpit. Das Frühstück findet im Wohnzimmer statt.

Dennoch ist Farmers Cay wieder einmal ein niedlicher kleiner Ort. Eine Handvoll bunter Häuser, drei Kneipen in denen es manchmal was zu essen gibt, eine Schule für die Inselkinder, eine Kirche und die unvermeidliche Landebahn für die Inselhopper. Aus die Maus. Seit langer Zeit, gibt es hier auch mal wieder reichlich Fische zu sehen. Jede Menge Rochen ziehen elegant durchs Wasser, bunte Rifffische schwimmen im Naturhafen und sogar Schildkröten tauchen auf. Die Lobster haben nahezu Monstergröße.

Am Steg vor dem Örtchen steht ein Rasta, der frischen Conchsalat zubereitet. Eine komplizierte Angelegenheit. Alleine das Muschelfleisch – eigentlich sind Conchmuscheln Schnecken – aus der Höhle zu bekommen, ist eine Wissenschaft für sich. Trotzdem muss man das mal probiert haben. Gegart haben wir schon häufiger Conch gegessen, roh als Salat noch nicht. Mutige vor.

Der Conchsalat stellt sich als sehr lecker heraus. Das Fleisch ist superzart und endlich ist auch mal wieder etwas scharf gewürzt. Eigentlich könnte man auch hier wieder mehr Zeit verbringen, aber wenn wir in dem Tempo weitermachen, kommen wir nie an irgendein Ziel. Der Tag trödelt so dahin und abends gibt es wieder diese oberkitschigen Sonnenuntergänge.

Andererseits ist es auch das, was wir in den letzten zwei Jahren gelernt haben. Einfach bleiben, wo es schön ist. Wer weiterhetzt verpasst die Hälfte.

Anklicken zum Vergrößern

Black Point- we Love you all

Und ich dachte, es geht nicht mehr blauer.

Wir schaffen ganze 8 sm in Richtung Süden. Dort befindet sich der kleine Ort Black Point vor einer großen Ankerbucht. Der Anker fällt und beim Kontrolltauchen meint Reiner schon, der Sand sei so weiß, dass es unter Wasser blendet. Das Wasser scheint noch türkiser. In unseren Segelführern steht, dass hier die Einheimischen besonders nett und aufgeschlossen sein sollen. Volltreffer.

Wir finden ein richtiges Dorf mit kleinen Straßen, Kneipen, einer Schule, zwei Läden und einer Telefonzelle (!) vor. Allerliebst. Zurück in der Karibik. Die Häuser sind wie gewohnt pink, hellblau und grün, die Grundstücke werden geharkt und soweit es die Bodenbeschaffenheit zulässt, sogar mal bepflanzt. Die Bewohner sind zu fast 100% Bahamesen, die sehr schnell den Eindruck hinterlassen, jeden der die Insel betritt in die Dorfgemeinschaft aufnehmen zu wollen.

Das Leben hier ist vollkommen untouristisch und tiefenentspannt. Die meisten arbeiten in Staniel Cay oder in Nassau, kommen aber immer wieder nach Hause, weil sie ihre Insel so lieben. Gelassenheit ist das Credo. Das Transportschiff soll kommen, die Regale sind leer. Vielleicht heute Abend, vielleicht morgen. Egal. Es kommt am darauffolgenden Abend.

Selbst die Preise sind hier fast normal. Man kann es sich wieder leisten in die
Kneipe zu gehen, in der sich die Einheimischen mit den Seglern vermischen. Wir machen die Bekanntschaft mit Mr. Right. Er kommt von hier und hat viele Jahre in Nassau als Polizist gearbeitet. Stolz erzählt er uns seinen Werdegang. Auf Bildung legt er wert, deshalb geht er auch in die Schule und erzählt den Kindern über sein Leben, damit sie fleißig lernen. Sein Neffe ist der hiesige Officer. Zu tun hat er allerdings nicht so viel. Daher lohnt es sich auch nicht eine Uniform anzuziehen. Wir sehen ihn mit Shorts und T-Shirt im Dienst.

          

 

Und dann landen wir in der Kirche. Wir werden schon tags zuvor auf der Straße angesprochen, in der Kirche gäbe es am Abend Musik. Wir sollten doch mal vorbeikommen. Deutsch pünktlich erscheinen wir zur angesagten Zeit um 1930 Uhr. Niemand da. Vor der Tür erfahren wir:“ Ach, das fängt etwas später an. So zwischen 20.00-20.15. Uhr.“ Außerdem ist ja das Versorgungsschiff angekommen, die Insel ist am Auspacken. Zwei Biere später starten wir einen neuen Versuch. Mittlerweile nach 21.00 Uhr sehen wir die Oma mit Hütchen auf die Kirche zustreben. Erste Klänge schallen über die Straße.

Bei Versuch Nr. 3 haben wir Glück. Wir treffen auf eine singende und tanzende Gemeinde. Zwischen den Kirchenbänken, an der Stelle an der bei uns die Bibeln liegen, findet man Akkustikinstrumente für den, der mitmachen will. Opa kommt mit steifen Schritten kaum in die Kirche und fängt an, locker die Hüfte zu schwingen. Was für eine Stimmung. So geht Kirche, das macht Spaß.

Im Anschluss kommt die Predigt, die vor allem darum geht, dass der Heilige Geist überall ist und die Menschen, egal welcher Hautfarbe und Religion alle gleich sind. Mit den Worten:“ We Love you all“, beginnt das große Knuddeln. Jeder drückt jeden. Auch wir, als einzige Weiße, werden umarmt und mit anerkennendem Lächeln bedacht. Schon komisch. Das erste Mal, dass ich mich seit langer Zeit in einer Kirche wohlfühle. Niemand predigt ernst mit erhobenem Zeigefinger von der Kanzel und blickt auf seine Schäfchen herab.

Die Predigt dauert dann aber doch sehr lange und wiederholt sich, irgendwann haben wir wir genug vom Heiligen Geist und gehen. Aber wir sollen doch am Sonntag in die andere Kirche kommen. Dann gäbe es im Anschluss zu essen und zu trinken für alle umsonst. Dann seien wir endgültig in die Dorfgemeinschaft aufgenommen. Halleluja!

 

Boarding completed

Seit gestern sind wir wieder zu zweit. Am ziemlich frühen Morgen um kurz nach 8.00 Uhr schippern zwei Dinghis in der Restwelle der vorangegangenen Nacht in Richtung Flughafen.
Geschafft.

Die drei Wochen sind dann doch schnell vergangen. Nach einer Woche habe ich meinen Rhythmus gefunden. Dennoch bleibe ich dabei: Grundsätzlich alleine auf dem Schiff zu leben, wäre definitiv nichts für mich.

Dabei habe ich die ganze Zeit über Gesellschaft, wenn ich das möchte. Die „Worlddancer“ liegt artig neben mir und harrt aus. Zusätzlich ist „Lili“ auf dem Weg nach Hause wieder aufgetaucht. Andere Schiffe kommen und gehen. Nach einer etwas gruseligen Wettervorhersage vom hiesigen Wetterguru Chris Parker ( die sich am Ende nicht bestätigt hat…) kommt sogar ein Ami vorbeigefahren, der sich daran erinnert, dass ich alleine auf dem Schiff bin und fragt, ob alles in Ordnung ist. Eigentlich alles bestens. Mit der Technik komme ich ebenfalls klar. Und trotzdem, es fehlt einer.

Na nun ist alles beim Alten. Bevor wir morgen weiterfahren, wird heute noch die „Thunderball Grotte“ aus dem gleichnamigen James Bond Film besichtigt. Leider kann sie mit dem Schnorchel nur bei Niedrigwasser erschwommen werden, bei Hochwasser ist der flache Eingang nicht zusehen. Heute ist um 13.30 Uhr Niedrigwasser, günstig für alle, die von weiter her kommen. Und somit proppenvoll. Ich schwimme kurz rein. Schöne Grotte, viele Fische……und wieder raus. Vor lauter Beinen mit Flossen ist kaum etwas zu erkennen. Es wird noch andere Grotten geben.

Es wird Zeit, dass sich das Panorama ändert.

Fifty Shades of Blue

„And you are single-hand sailor“? werde ich seit neuestem gefragt. Gott bewahre.
Es fällt wohl langsam auf, dass wir zwar meistens zu dritt auftreten, aber zwei Schiffe haben. Und dass ich alleine auf dem Boot rumhampele. Frau sitzt alleine im Dinghi oder fummelt vorne am
Bug an der Ankerkette rum.

Es ist durchaus mal schön, alleine zu sein. Es ist ziemlich aufgeräumt, ich brauche nur halb so viel Wasser und den Generator brauche ich gar nicht. Bis zum Mittag habe ich beide Batterien voll geladen und komme damit locker bis zum nächsten Morgen aus, auch wenn der Himmel mal bedeckter ist und die Solarzellen nicht den ganzen Tag laden. ( Womit der Stromdieb eindeutig identifiziert ist????). Außerdem habe ich ziemlich viele Schläuche und Kabel kennengelernt. Und siehe da, sie gehorchen mir.

Aber immer alleine? Nein danke. Insbesondere an Tagen, an denen man wetterbedingt nicht vom Schiff kommt, fehlt einer. Da wäre dann mal Sprechen am Abend schön. Auch auf die Kocherei habe ich auf die Dauer nicht so richtig Lust für mich alleine. Ein kaltes Würstchen tut’s auch.

Um so willkommener ist da ein riesiger ???? Ausflug, ein Spaziergang auf die Ostseite der Insel. Es erstaunt, wie grün und dicht bewachsen das Inselinnere plötzlich ist. Im Örtchen überwiegen noch leuchtend blühende Bougainvilleas und Palmen, die weiterführenden Sandwege sind umsäumt von dichten Getrüpp.

Es wächst wie wild aus einem Boden, der eigentlich nur aus Sand und Steinen besteht. Die Pfade werden immer kleiner und dichter. Zwischendurch bedauern wir, dass wir keine Machete dabei haben, um den Weg frei zu machen.

Dann plötzlich öffnet sich das Gebüsch und wir stehen auf der anderen Seite. Ein atemberaubender Anblick, der einen für einen Moment innehalten lässt. Es ist rauh, die Brandung rollt mit lautem Getöse auf den Strand, der von Felsen durchsetzt ist. Und auch auf dieser Seite sehen wir Blau in allen Varianten. Das Farbenspiel des Wassers ist tatsächlich einzigartig auf den Bahamas.

Ich mache gefühlte hundert Fotos, die eigentlich gar keine Motive haben. Bis eben auf diese Blautöne. Wie langweilig. Aber wunderschön.

 

Eine Nacht im Cocktailshaker

Eine Woche nachdem Reiner abgereist ist, haben wir das schönste Karibikwetter. Tagsüber ein laues Lüftchen, glattes Wasser und nachts gemäßigte Temperaturen zum Schlafen. Perfekt. Seit drei Tagen allerdings macht der Wind was er will. Er dreht mal hier und mal dorthin.

Kann er, nicht weiter wild. Zwischendurch treibe ich mit dem Schiff genau über dem Anker, ein wildes Kettenknäuel hat sich unter mir gebildet. Auch egal, wird sich schon wieder entheddern wenn es wieder windiger wird.

Tage, um in 10 min. über die Bucht in den „Ort“ zu fahren. Ein sehr kleiner Ort, aber immerhin gibt es zwei Minisupermärkte, in denen man etwas frisches Gemüse kaufen kann, wenn das Schiff gekommen ist. Außerdem gibt es eine Wäscherei und den Yachtclub. Im Yachtclub spielt sich das Leben des gesamten Ortes ab. Er ist sauteuer, aber sehr geschmackvoll und gemütlich gemacht. Kuschelig karibisch bunt. Am Steg werden die Fische ausgenommen und die Reste an die wartenden Ammenhaie verfüttert. Bei Bedarf können die Viecher auch gestreichelt werden. Mein Bedarf hält sich in Grenzen.

Gestern ist Schluss mit der Idylle. Es beginnt kräftig zu pusten. Unsere Bucht ist nach drei Seiten geschützt. Ost, Süd und Nord. Nach Westen kommt Wasser. Der Wind dreht auf NW. Naja, geht gerade noch. Leider kommt eine eklige Welle um die Ecke.

Unseren Anker haben wir in Ost-West-Richtung eingefahren. Somit liegt er jetzt suboptimal, da die Zugrichtung nun von NW nach SO geht. Durch die Welle zerrt das Schiff zusätzlich an der Kette. Da ich bei 3 m Wassertiefe 35 m Kette draußen habe, dürfte das bei angesagten 20 Knoten Wind aber auch nichts machen. Der Ankergrund ist wirklich super.

Gestern Abend zur Schlafenszeit legt der Wind nochmal zu. Ich beginne mich fremdgesteuert in meinem Bett zu bewegen. Der Ankeralarm ist scharf geschaltet. Um 23.30 Uhr stehe ich wieder auf. Schlafen kann ich eh nicht. Regelmäßig gucke ich nach oben, um zu sehen, ob noch alle an ihrem Platz sind. Wir haben inzwischen Böen bis 26 Knoten. Das ist jetzt immer noch nicht die Welt, aber diese blöde Welle…… Balou liegt zwischendurch schräg und hampelt rum. Ich fühle mich wie im Cocktailshaker.

Ein komisches Gefühl ist das schon. Wenn man zu zweit ist, ist der Anker im Zweifelsfall schnell oben. So müsste ich erst auf die Nachbarn warten.

In den frühen Morgenstunden lässt der Wind dann etwas nach, die Böen werden deutlich weniger. Ich ziehe ins Wohnzimmer und schlafe endlich ein.

Ankerkontrolle am folgenden Vormittag: Er hat sich etwas gedreht und somit seine Zugrichtung von alleine korrigiert. Gewandert ist er nicht. Nur der Bügel ist noch etwas zu sehen. Braver Rocna.

zum Vergrößern anklicken

Aber warum der jetzt bei gleichem Format und gleicher Auflösung unterschiedliche Bildgrößen macht, weiß der Fuchs……

 

Keine Freunde für’s Leben

Ohne meine tägliche Dosis Werkzeug scheint es nicht zu klappen. Bisher kreisen meine Themen rund um den Strom.

Dabei finde ich Strom am unsympathischsten. Strom ist gefährlich. Ich persönlich gehöre zu den Menschen, die beim Wechseln einer Glühlampe die Sicherung rausdrehen. Wer weiß, wo der Strom überall lang fließt.
Strom kann Menschen und Tiere töten, er kann Brände verursachen und dann auch noch giftige Wolken verteilen. Ne ehrlich, geh weg.

Leider brauchen wir das Zeug. Ein Schiff ohne Strom ist Mist.

Damit die Lage allzeit gesichert ist, fällt mein Blick regelmäßig auf die Ladeanzeige. Wenn gegen Mittag eine Batteriebank voll ist, schalte ich um auf die 24 Volt Batteriebank. Die Solarzellen machen artig tagsüber alles voll. Vorgestern nicht. Nach dem Umschalten fällt mir auf, dass die Anzeige sehr unregelmäßigen Stromzufuhr zeigt. Schwankend von -0,3 bis 3,8 Ampere. Da stimmt was nicht. Ich schalte nochmal ein und aus. Keine Veränderung. Bis zum Abend hat sie nichts geladen. Um sicher zu gehen, dass mit den Batterien alles ok ist, starte ich kurz den Motor. Lädt einwandfrei. Wäre auch komisch, die Battereien sind funkelnagelneu.

Mein nächster Verdacht ist ein Kabelwackler am Schalter, ein leicht lösbares Problem. Reiner stimmt dem telefonisch zu und erinnert mich daran, dass da Strom fließt. Ich soll mit dem
Massekabel aufpassen. (???? Da haben wir es wieder. ) Mein Nachbar Ralf will mal gucken kommen am nächsten Tag.

Ich lege den Schalter um und – es lädt. ???? Wir wackeln an den Kabeln – es lädt. Es zuckt nicht ein einziges Mal. Das gibt es doch nicht…..kaum steht ein Mann daneben läuft es wieder. Nun ist es amtlich. Strom und ich werden keine Freunde für‘s Leben.

So bin ich den ganzen Tag gut beschäftigt damit, den Laden am Laufen zu erhalten. Höchst willkommen sind daher unsere abendlichen Strandsitzungen, wahlweise auch mit Lagerfeuer. Am großen Strand grunzen die Schweine um einen herum und werfen sich zum Kraulen vor die Füße, an den beiden kleineren daneben stehen praktischerweise einige schöne Strandstühle einfach so rum. Und mit einer Dose Bier spüle ich dann auch den Groll gegen den Strom wieder weg.