Monat: Januar 2019

Survivaltraining

Ich habe sowas schon mal gemacht. Mit meinen Jugendlichen drei Tage im Harz. Ohne Handyempfang haben wir uns aus Laub und Moos Betten gebaut und unser Essen mussten wir selber tragen. Einer hat vor Hunger angefangen Schnecken zu suchen, um sie über der abendlichen Feuerstelle zu garen, als Toilette dienten ein Klappspaten und Mutter Natur. 

So schlimm wird es nicht kommen. Wir haben zu essen, eine Toilette und ein Bett ohne Tiere. 

Aber es wird kalt werden. Saukalt. 

Das Wetter hier spottet jeder Beschreibung. Wechselhaft und kalt mit zuletzt 24-stündigem Dauerregen. Würde man uns nach dem kältesten von uns besuchten Ort der letzten 3,5 Jahren fragen, würden wir ohne zu überlegen „ Florida“ antworten. Damit muss Schluss sein. Nur 150 sm weiter südlich herrschen ganz andere Temperaturen und die kürzeste Distanz, den Golfstrom zu überqueren. Da wollen wir hin. 

Ab Mittwoch herrscht brauchbarer Nordwind, der mit Glück am Ende der Woche über Süd drehen soll. Soll, sagen die einen. Das amerikanische und das europäische Wettermodell widersprechen sich komplett, wir entscheiden uns für das europäische. (Schließlich haben die auch damals gesagt, dass „Sandy“ über New York ziehen soll.)

Dumm an der ganzen Angelegenheit ist nur, dass wir morgen bei Hochwasser aus der Marina fahren müssen und dann die Nacht vor der Ausfahrt des Inlets warten müssen, um mit dem ersten Büchsenlicht morgens raus auf den Atlantik zu fahren. Und noch dümmer ist, dass es morgen Nacht so um die 3-5 Grad haben soll. Ohne Steckdose für den Heizlüfter. Aber es hilft ja nichts. Die eierlegende Wollmilchsau gibt es zur Zeit nicht. 

Der Überlebensplan sieht einen aufwändig hergestellten Auflauf zum Abendessen vor. Jede Zutat schön einzeln vorgaren damit der Herd ordentlich lange an ist und dann in den Ofen. Weiterhin soll der Lebensraum verkleinert werden ( ja, das geht!) und die Schlafstätte in den lauwarmen Auflaufdunst in den Salon verlegt werden. Alle anderen Türen bleiben geschlossen, alle verfügbaren Decken werden über uns geschichtet. So weit, so gut. Wie ich morgens allerdings in die eiskalten Klamotten kommen soll, weiß ich noch nicht. Vielleicht werde ich sie über den Toaster halten…..????

Ort des Wartens

Tja, was soll ich sagen, bis zu der Stelle mit dem Masseneinkauf im letzten Bericht hat alles gut geklappt. 

Reiner hat das Schiff segeltauglich gemacht und ist bis nach Smyrna Beach vorgefahren. Ich bin reibungslos am Wochenende hier angekommen. Gleich am folgenden Tag fallen wir über Aldi her, einen Tag später ist Walmart dran. Der Einkauf geht deutlich schneller, als letztes Jahr. Frau weiß, was es wo gibt und wie lange es ungefähr haltbar ist. Zack ist die Wasserlinie wieder etwas tiefer gelegt. 

Dann folgt der Blick auf die Wetterkarte. In der letzten Zeit hat der Wind immer regelmäßig brav gedreht. So einen Dreher brauchen wir. Erstmal etwas Wind aus Nord, um noch etwas weiter nach Süden zu kommen, dann irgendetwas anderes, Hauptsache es ist kein „N“ drin. Sollte nicht so schwierig sein. Leider werden die Gesichter lang. Die Lage stabilisiert sich schön. Mit Wind aus Norden. ????

Da dieser Nordwind im aus Süden kommenden Golfstrom eine sehr hässliche Wellle aufbaut, muss der Segler warten. 

Erinnerungen an das letzte Jahr werden wach. Hier haben wir 2,5 Monate gelegen und auf unser 

Getriebeteil gewartet. Das ist doch wohl kein schlechtes Omen? Blöd, dass unsere Cruisinglicence Ende Januar ausläuft. Bis dahin sollten wir das Land verlassen haben, sonst kann es Mecker geben. 

Somit erledigen wir Kleinigkeiten. Ich räume und putze solange wir noch fließendes Wasser in unbegrenzter Menge haben, Reiner dreht hier und da noch eine Schraube fest. Bei einer Riggkontrolle, die eigentlich nebenbei stattfindet, hält er sich ungewöhnlich lange an der linken  unteren Saling auf❓❓❓und entdeckt einen Haarriss am Wantenspanner. Mist. 

9 Tonnen Last hält so ein Wantenspanner und stabilisiert den Mast, hauptsächlich bei Schräglage. Für die Kaffeesegelei in den Bahamas kein Problem, für den vor uns liegenden Atlantik keine Option. Ein Blick bei SVB in Deutschland zeigt, dass das Teil lieferbar ist. Ein Telefonanruf später ist geklärt, dass der „ Maverick XL- Bringdienst“ die Beschaffungsfrage löst. Schwein gehabt. 

Liegt’s am Ort hier? 

Prost Neujahr

Was soll ich sagen. Der Reiner äußert sich nicht, also tue ich es. Dieses mistige 2018 hat ein schlechtes Gewissen. 

Während ich hier noch mit der langen Unterhose sitze, erfolgreich mal eben schnell unser Haus verkaufe und mich mit dem Papierkram rumschlage, erreichen mich aus USA durchweg gute Nachrichten. Fast habe ich das Gefühl, der tut nichts…..????

Alle Systeme laufen wieder. Nicht‘s Neues ist kaputt, mmer noch kein Gammel zu finden. Kleine Instandhaltungsarbeiten verlaufen reibungslos. Immer wenn ich ihn anrufe, sitzt er im Auto und fährt durch die Gegend oder ist wandern. Das gibt’s doch nicht……..

On Top bekomme ich auch noch Fotos vom neuen Großsegel. Es passt perfekt und flutscht beim Einrollen leicht in den Mast. Es ist so perfekt geschnitten, dass das Unterliek nicht aufeinanderliegt und keine Wurst bildet, sondern spiralförmig verschwindet. Was haben wir uns immer geärgert! Bis hierhin können wir „Rolly Tasker“ schon mal uneingeschränkt empfehlen. 

Wenn alles gut läuft, soll das Schiff schon mal ins Wasser und wenn es noch besser läuft, segelt Reiner schon mal ein paar Meilen nach Süden. Der Mann hat ja offensichtlich Zeit! Dann muss nur noch der übliche Masseneinkauf getätigt werden ( den garantiert ich mache, sonst gibt’s die nächsten drei Monate nur Nudeln) und dann ist der Weg frei zu den Bahamas. 

Also wenn 2019 so ist, kann es bleiben. 

In diesem Sinne: Euch allen das gleiche Glück. Möge es anhalten.