Monat: Februar 2019

Da ist der Wurm drin

Urlaubsfeeling in den Bahamas. Kein Weitergehetze. Wir bleiben solange, wie wir Lust haben an einem Ort, wenn er uns gefällt. Man wird nach einer Woche von den Einheimischen begrüßt, als wenn man dazu gehört. Sie freuen sich, dass wir ihren Ort mögen. 

Einziges Manko in den Bahamas sind die Preise für Lebensmittel. Da zahlt man auch schon mal gerne 1,50 $ für eine Tomate ( in Zahlen 1). Der Eisbergsalat muss für 3 Mahlzeiten reichen, den Kauf eines Kohlkopfes für 8 $ verweigere ich. Da geht’s ums Prinzip. Irgendwo ist Schluss. 

Auch die Preise in den Restaurants sind gesalzen. Wenn auch hier von guter Qualität. Kann man maaaal machen. Nichtdestotrotz wollen wir ab und an was Leckeres essen. Ganz so verzweifelt, dass wir bei Nudeln mit Ketchup gelandet sind, sind wir nicht. So entscheiden wir uns gestern mal auf den Fischmarkt ( ein Steg im Wasser mit einem Tisch zum Fisch ausnehmen, an dem manchmal nachmittags jemand seinen Fang verkauft..) zu gehen. 

Es gibt tatsächlich Grouperfilet oder Lobster zur Auswahl. Die Murada ist im Anmarsch und Reiner kann mit Alfons selber Lobster fangen, also entscheiden wir uns für den Grouper. Immerhin noch für 15$ für zwei nicht allzu große Filets. Na hilft ja nichts, Preise wie in Deutschland….. Mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen und ich sehe den Fisch  zart goldgelb in der Pfanne brutzeln. 

Ich entferne noch einige Gräten, Reiner guckt mir zu. Plötzlich fragt er:“ Was ist denn das da?“ ????

Mir wird schlagartig speiübel. Ich war so fixiert auf meine Gräten, dass ich den dicken Wurm, der sich durch das zarte Fleisch geschlängelt hat und mit dem Kopf rausguckt glatt übersehen habe. ????????????

Das Teil ist schneller über Bord, als ich ein Foto machen kann. 15 $ hin oder her, mir ist schlecht. Reiner auch. 

Gut, dass noch Eier im Haus sind. 

Lieblingsorte

Wie gesagt, Spanish Wells ist schön. Bis auf die elendigen Viecher.  Wir unternehmen noch einen Ausflug mit dem Golfcart und finden tatsächlich einen überaus kitschig schönen Strand. Echte  Neidfotos entstehen.

Dann ist aber auch Schluss mit der Geduld, mir geht das Gesprühe und Eingecreme der hundert Stiche auf die Nerven. Selbst Reiner sieht inzwischen aus, wie ein Streuselkuchen. ????

Wir quengeln uns ohne Schaden aus der  Mooringfalle und nehmen Kurs auf Govenors Harbour. 

8 sm später folgt die nächste Herausforderung, der Current Cut. Wieder ein Durchschlupf, diesmal auf die ruhige, dem Atlantik abgewandte Seite. 

Der Current Cut wird viel beschrieben und als schwierig bezeichnet. Wie schon der Name „ Current“ sagt, herrschen hier starke Strömungen. Bis zu 9 Knoten werden ihm angedichtet. In einen Strom mit 9 Knoten zu gelangen, bedeutet entweder mit Schwung rückwärts fahren oder ohne Ruderwirkung vorwärts geschleudert zu werden. Dazu wird in den Karten vor heftigem Seegang gewarnt. Über den optimalen Zeitpunkt des Durchquerens gibt es viele Hinweise. Alle klingen unterschiedlich. 

Wir schleichen uns ran, um den Fall erstmal zu beobachten. Wenn es wild aussieht, werfen wir den Anker in der Nähe und warten. 

100m, 50m, alles ruhig. Es ist ca. 1,5 Std. nach Hochwasser, die Strömung müsste gegen uns sein. ( Was zwar mühseliger aber besser steuerbar ist). Wir fahren rein – und durch. Fertig. Nichts. Was ist das jetzt wieder? 

Kaum sind wir durch, werden wir angefunkt. Ein Amy hinter uns will wissen, wie es im Cut aussieht und ob wir unbeschadet durchfahren konnten. Schisser………

Mit Einbruch der Dämmerung erreichen wir Govenors Harbour. Ich war letztes Jahr schon verliebt in den Ort. Da hatten wir aber irgendwie nicht die Zeit, hängen zu bleiben. Jetzt genießen wir erstmal den Fish Fryday mit den Einheimischen, machen es uns auf Deck gemütlich und wandern an den pinken Strand. 

Endlich Zeit für Lieblingsorte.

Spanish Wells

Seit 4 Tagen sind wir in Spanish Wells. Ein niedlicher Ort mit guten und schlechten Seiten. 

Zunächst die Guten. Die Mooringboje an der wir hängen, macht einen soliden Eindruck. Sollte sie auch, denn bei Niedrigwasser kann ich Reiner auf dem Trockenen die Kaffeetasse über die Reling reichen. Schon erstaunlich, an was man sich so alles gewöhnen kann…..

Der erste Spaziergang durch den Ort mit seinen 1500 Einwohnern versetzt mich dann auch in Entzücken. Hinter der geschäftigen Hafenzeile ( an der man bequem direkt vor einem kleinen Supermarkt mit dem Dinghi anlegen kann), schließt sich die Bebauung mit seinen liebevoll bepinselten Häusern an. Ich, die immer für bunt zu haben ist, kann mich gar nicht sattsehen. Es ist wie in einer Zuckerbäckerei, in der die Farbpalette alle Facetten von Pastelltönen umfasst. 

Was gäbe das für einen Aufschrei, wenn man es in Deutschland wagen würde, sein Haus so anzustreichen. Mir macht das schon gute Laute nur beim Angucken. 

Dann finden wir zu unserer maßlosen Überraschung einen echten Supermarkt. Mit ganzen Regalen voll mit Obst und Gemüse wie bei Edeka. Für den immer auf Jagd nach Nahrung befindlichen Segler ein Paradies. On Top ist die Herrlichkeit auch noch bezahlbar. Alles ist hier tiefenentspannt. Autos werden einzeln auf fragwürdigen Flößen von einem Inselchen auf das nächste geschippert und am Sonntag bewegt sich niemand. Don‘t worry…..

Tatsächlich existieren an der Hafenzeile sogar  3! Schiffsausrüster, die erstaunlich gut sortiert sind. Noch nicht mal im viel gepriesenen George Town in den Exumas war so etwas zu finden. Wenn wir jetzt noch den perfekten Strand fänden, wäre es kaum auszuhalten. 

Ein echter Nachteil, und somit Abzüge in der B-Note, sind allerdings die reichlich vorhandenen Sandflies, korrekter gesagt, die Sandmücken. Kein Strand, aber Sandfliegen ? (…..Mücken) 

Gleich am ersten Abend und am Morgen darauf, fangen wir an uns zu kratzen. Ich bin über und über bepustelt. Dann sehen wir die winzig kleinen schwarzen Pünktchen um uns herum. Wirklich kaum zu sehen, aber wehe, wenn sie zugestochen. 

Sandflies ritzen die Haut auf und saugen Blut. Sie sind ca. 1mm groß und schleichen sich auf die Haut. Bei genauem Hinsehen hat man allenfallls das Gefühl, hier gibt es Essigfliegen. 

Die Stiche jucken wie der Teufel und halten sich mehrere Tage. Manchmal entzünden sie sich auch. (Bei uns bis jetzt nicht). 

Sie sitzen im Hinterhalt in den Mangroven hinter unserem Schiff und suchen Landeplätze bei Hochwasser. Herrscht dann noch Windstille, wird zum Angriff geblasen.  Balou ist inzwischen komplett doppelt verhüllt. Das hilft etwas. Den Rest muss das Gift erledigen. Bevor wir das Schiff verlassen, sprühe ich wild um mich und mache schnell die Tür zu. Die verhüllten Luken bleiben auf, damit der Dampf auch wieder abzieht. Das sorgt vorübergehend für Ruhe. 

Ab durch die Mitte

Schluss mit der Haifischsuppe. Das Wetter passt, wir fahren weiter. 

Aber ach ja, da ist wieder die Sache mit der Wettervorhersage. Was ist bloß los mit der Truppe? ???? Haben wir Karneval? 

Es ist schöner Segelwind vorhergesagt. 15-18 kn Wind, der uns zunächst am Wind segeln lassen soll, dann auf Nord drehend und abflauend. Da wir über die flache Great Banks wollen, um weit nach Osten bis Eleuthera zu kommen und durch eine schmale Durchfahrt mitten in der Nacht müssen, passt uns das ganz gut. Kein Stress im Dunkeln. 

Der Wind legt zu bis 25 kn in der Spitze und kommt genau von vorne. In den ca. 5 m tiefen Banks, die zwischendrin auch mal Korallenköpfe haben, gibt es klare Fahrtruten. Kreuzen ist damit ausgeschlossen. Das Ende vom Lied ist, dass wir genau gegen eine fiese, kurze, ostseewürdige Hackwelle anbolzen und elendig langsam vorwärts kommen. Drehen tut der Wind auch nicht. Wir quälen uns durch. Erst am Vormittag , als wir wieder in tiefem Wasser sind, beruhigt sich die Welle. Da wir den Kurs jetzt ändern können, ist das Segelschiff wieder ein Segelschiff. 

Inzwischen ist es zu spät, um direkt nach Spanish Wells, dem größten Ort auf Eleuthera, zu fahren ( wieder durch flaches Wasser und enge Durchfahrt) , also ankern wir vor einer kleiner vorgelagerten Insel. Ruhe. Eine Stunde später geht das Unwetter los. Jetzt dreht der Wind, wir haben Schräglage am Anker und es schüttet wie aus Eimern. Keine 50 m Sichtweite. ???? Soll uns egal sein, der Anker sitzt fest, wir fallen früh ins Bett. 

Während der ganzen Nacht und auch noch am Vormittag sind um uns herum Schaumkronen. Laut Wettervorhersage haben wir seit Stunden 2 kn Wind. Schwarze, kurze Pfeile bei Wetterwelt. Sozusagen Flaute.????

Tatsächlich beruhigt sich die Angelegenheit am Nachmittag mit 24- stündiger Verspätung. Es ist Hochwasser und wir begeben uns ins nächste Nadelöhr. Ein verflucht enge Fahrrinne führt zu einigen verflucht engen Mooringbojen, die in der Strömung liegen. Wir schlucken etwas im Bewusstsein, dass wir genau einen Versuch haben, eine Boje aufzunehmen. Platz zum Manöverieren ist nicht. Treibt man ab, sitzt man entweder auf Land oder im Nachbarn. 

Nachbar

           

Land

Es gelingt haarscharf. Reiner kann eben noch eine Verbindung von der Boje zur Mittelklampe am seitwärts treibenden Boot herstellen, während ich versuche, dass Schiff auf der Stelle zu halten. Erstmal fest, egal wie. Der Rest bis zum ordnungsgemäßen Festmachen am Bug ist dann einfach.

Das Anlegebier hat selten so gut geschmeckt.

 

Alles dran

Die Crew ist complete. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Am Abend vor dem Tauchgang ist Reiner etwas aufgeregt. Würde er ja nie zugeben, aber er wuselt durch’s Schiff. Das Erwachen dann am Morgen bringt zunächst Ernüchterung. Der Himmel ist komplett bedeckt. Seit wir hier sind, scheint ununterbrochen die Sonne. Bis auf heute, alles ist grau in grau. Hilft nichts, gebucht ist gebucht. 

Pünktlich verlässt er das Schiff und schleppt sein ganzen Gedöns zur Tauchbasis. Ebenso pünktlich fährt das leicht marode Tauchschiff mit dem fröhlich winkenden Reiner an mir vorbei. (Na hoffentlich hat er nachher auch noch Hände zum Winken ????) 

Gegen Mittag kämpfen sich die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke und sorgen für gute Unterwasserbeleuchtung. Wäre auch echt ärgerlich gewesen…..

Der Ort des Geschehens ist tatsächlich nur um die Ecke. Auf 10 Metern wirft das Tauchboot Bug- und Heckanker, ein Guide geht voran und bereitet alles vor. Heißt: Um die Gruppe zusammen zu halten, werden in dichtem Abstand Stöcke im Boden verteilt, an denen sich die 

Taucher festhalten können und die im Zweifel auch zur Abwehr benutzt werden können. Eins auf die Mütze hat schon manches Mal geholfen. Die Gruppe muss möglichst geschlossen auf dem Boden hocken, damit die Haie nicht dazwischen gehen. Zwei Guides, sowie einer der Forscher aus dem Labor gehen mit runter. 

Nun wird gewartet. Zunächst lauern die Ammenhaie, die sich in gewohnter Manier dicht über dem Boden aufhalten. Sozusagen zum Eingewöhnen. Die tun nix. Dann kommt der erste Hammerhai. Das wäre wohl der Zeitpunkt für mich gewesen,  nach Hause zu gehen. Die Viecher kommen seeehhhr nahe und werden von einem Guide gefüttert. Der andere sichert nach hinten ab. Gut zu sehen sind bei einigen Tieren die Transponder, die vom Wissenschaftler ausgelesen werden. 

Nach einiger Zeit gesellt sich ein Tigerhai dazu. Die bisher für meine Begriffe schon reichlich großen Ammenhaie, wirken plötzlich auf den Bildern  nur noch wie Spielzeug. Dieser Geselle ist deutlich aufdringlicher, als seine Kollegen. Er hätte gerne die ganze Kiste mit den Fischen, was er dann auch deutlich zu verstehen gibt. 

Die Fotos sind beeindruckend. Einmal muss Reiner den Kopf einziehen, als ein Hai direkt über ihm vorbei schwimmt. Dichter geht es nicht, noch dichter wäre drin. 

5 Stunden später hole ich den frierenden Mann mit seiner Ausrüstung wieder ab. 

„Mann oh Mann, das war ganz schön dicht“, sind dann auch seine ersten Worte. 

( Bilder durch Anklicken vergrößern)

Haiverseuchtes Bimini

Wir leben uns hier ein. Die Lust weiter zu segeln, ist mäßig. 

Eigentlich wollten wir hier nur einklarieren, je länger wir bleiben, desto mehr interessante Sachen  finden wir hier. Der Wind passt eh nicht so optimal, also warum hetzen.

Schon bei der Anfahrt, als ich Delphine beobachte, fällt mir auf, dass man die Tiere schon in unglaublicher Tiefe sichten kann. Das Wasser ist unfassbar klar. Am ersten Abend, traditionell muss ich nicht kochen, sitzen wir direkt am Wasser in der Kneipe, da schwimmt ein Hai ca. 5 Meter an unserem Tisch vorbei. Huch, was macht der denn hier? 

Je länger wir hier sind und uns über die Insel informieren, stellt sich heraus, dass wir in einem riesigen Fischspot gelandet sind. Es gibt Fisch ohne Ende. Der Abschnitt zwischen Florida und den Biminis wird auch als Sushifließband für große Raubfische bezeichnet. Einfach Maul auf und rein. Allen voran, die Haie. 

Hier schwimmen sie alle. Nicht nur die friedlichen Ammenhaie, sondern vielfach die Hammerhaie, gefolgt von Tiger-, Bullen- und Zitronenhaien. Zwischen Januar und April ist die Hochsaison für Hammerhaie. Wir haben Februar. Natürlich gibt es auch jede Menge Tauchschulen, die, man ahnt es schon, Tauchgänge mit Haien anbieten. Na ja, diese Touriveranstaltungen, die ein kleines VermögeUn kosten, braucht ja niemand……

Dummerweise befindet sich direkt in Blickrichtung hinter unserem Heck eine von diesen Tauchschulen. Und Reiner guckt Fotos, die wahrlich beeindruckend sind. Aber nein. 

Ich beobachte den Gatten aus dem Augenwinkel. („ Brackelmann, das arbeitet doch schon wieder in dir drin…“)

Zunächst besuchen wir aber eine Forschungsstation auf der Südinsel und hören uns einen Vortrag über das hiesige Haivorkommen und die derzeitigen Forschungsprojekte an. Wir lernen, dass Hammerhaie sehr schnell gestresst sind und Zitronenhaie für Geburten an ihre Herkunftsorte zurückkehren. Verschiedene Arten werden werden gechipt und mit Transpondern versehen, um die Tiere weiter zu erforschen. Wie ist das Sozialverhalten? Wer spielt mit wem? usw. Die Leitung der Station unterliegt einem Meeresbiologen mit Namen Gruber, der zu den weltweit bekanntesten Haiforschern gehört. 

Dann berichtet der Biologe von den Tauchgängen hier mit den Hammerhaien. Es sei sensationell. Die Tiere würden nicht gestört. Man setzt sich einfach auf den Meeresboden und wartet. Um diese Jahreszeit seien mit 100%tiger Sicherheit ganze Gruppen von Hammerhaien zu sehen. Ein einmaliges Erlebnis…..( Warum hält der Mann nicht den Mund? ????)

Nun ist es um Reiner geschehen. Ja wenn es doch sogar die Wissenschaftler unterstützen! Nachdem er auch noch in der Tauchschule Bilder von Tauchgängen gesehen hat, fährt er rüber und meldet sich an. Hoffen wir, das die Haie am Montag nur wenig gestresst sind.????


Bimini

Am Samstag ist es so weit. Der sintflutartige Dauerregen hört auf und der Ankerplatz wird voll und voller. Es bleibt nicht aus, man rückt uns wieder bis auf 10 m auf die Pelle. Draußen hat der Wind nachgelassen, die letzten dunklen Wolken ignorieren wir und ergreifen die Flucht. Das Ziel ist die Inselgruppe Bimini, etwas weiter südlich auf der anderen Seite des Golfstroms gelegen. 

Der Wind soll aus Südost kommen und weiter nach Süd bis West drehen, dabei aber  schwach werden. Wir wollen probieren nach Süden zu kommen, falls das nicht gelingt, drehen wir einfach um und fahren über die nördlich gelegenen Abacos. 

Es klappt. Hoch am Wind und dicht an der Küste entlang kommen wir gut voran. Bis kurz vor Fort Laudale, dann werden wir ausgebremst. Die Logge geht runter bis auf 3 Knoten Geschwinigkeit. Reiner liegt im Tiefschlaf und ich beschließe jetzt den Kurs zu ändern und im 90 Grad Winkel den Golfsstrom zu queren. Es läuft wieder besser mit 5 Knoten. Kaum hat der Mann ausgeschlafen und ich kann ins Bett wird es wieder zäh. Der Wind, der uns letztes Jahr so gut geholfen hat ist komplett weg und wir motoren etwas mühselig auf die andere Seite. (Gedreht hat er übrigens auch nicht, aber das wundert uns schon nicht mehr..) Was soll’s, gegen Morgen ist es geschafft. 

Belohnt werde ich nach dem Aufstehen mit einer Delphinschule, die am Bug mitschwimmt. Niemals werde ich mich satt sehen können. Warum sind die bloß so niedlich? Die Krönung des Ganzen ist eine Mutter mit kleinem Baby an der Seite. Das Wasser ist so klar, dass man die Tiere schon in großer Tiefe von unten hochkommen sieht. Es ist bessser, als jedes Fernshen. (Leider lässt sich die Angelegenheit nur schlecht filmen, die Sonne steht genau vor uns und noch sehr tief.)

Gegen Mittag sind wir da. Es ist noch Vorsaison und die Marinas daher bezahlbar. Papiere zum Einklarieren werden einem gleich in die Hand gedrückt und nach einer halben Stunde haben wir unsere Stempel für die nächsten 3 Monate im Pass. 

Auf den ersten Blick fühlen wir uns ein bißchen, wie in der Karibik. Bunte Häuser, Rastalocken und Reggiemusik. Angekommen

Noch ein Hinweis in eigener Sache. Unser WordPressprogramm mit dem wir unsere Homepage erstellen, ist komplett „ überarbeitet“ worden. Heißt: Nichts geht mehr so wie vorher, Bilder einzufügen wird zur Katastrophe. Es ist so verschlimmbessert worden, dass kaum einer durchsteigt. ???????? Das Erstellen eines neuen Eintrages geht nach dem Prinzip „trail. and error“ und dauert Stunden. Es geht nicht nur mir so, mehrere Schreiber sind am Fluchen. Sollte also etwas komisch aussehen, sorry.

Wetterküche

Man nehme: Einen großen Kochtopf geeignet für hohen und tiefen Druck, bunte Farben aus dem Tuschkasten, eine handvoll Gribfiles, je nach Belieben etwas Sonne oder Wolken, gut durchrühren und heraus kommt: Ein weißes Kanninchen! 

So werden offensichtlich derzeit die Wettervorhersagen in unserer Region erstellt. 

Wir sind nicht erfroren. Die Nacht ist erträglich, der Morgen danach wie erwartet scheußlich. So viele Schichten habe ich nicht mal Anfang des Jahres in Deutschland übereinander getragen. Heißen Tee gekocht und durch. Die Ausfahrt aus dem Inlet hat es schon mal in sich. Obwohl wir mit ablaufendem Wasser rausfahren, steht schnell eine hohe Welle vor der Tür. Eigentlich habe ich alles gesichert aber, man glaubt es kaum, unsere Besteckschublade fliegt wieder durchs Schiff. Ich schwöre Euch, das war das letzte Mal. ???? Ein echter Konstruktionfehler von Schreibtischtätern. 

Draußen pfeift der Wind. Mehr als vorhergesagt, aber wenigstens aus der richtigen Richtung. Erst beide Segel draußen, rudern wir schnell zurück und haben mit nur halbem Großsegel ( der Wind kommt genau von achtern, so dass die Genua ohne Baum einfällt) dauerhaft um die 7 Knoten auf der Logge. Und es bleibt so. Wir haben ca 155 sm vor uns bis nach Palm Beach. Reiner rechnet schon aus, dass wir bei der Geschwindigkeit im Dunkeln ankommen werden. Bremsen ist schwierig. Am Abend gibt es eine kurze 2-stündige Pause, dann bläst es weiter. 

Kurz nachdem Reiner ins Bett geht, höre ich plötzlich ein gewaltiges Rauschen. Schemenhaft sehe ich von hinten eine riesige Welle anrollen. Gefühlt geht sie bis zur 1. Saling. Zeit für Angst bleibt nicht.Wir werden angehoben und schlittern mit über 9 Knoten schön geradeaus wieder runter. Es passiert – nichts. Der brave Autopilot steuert die Welle schnurgerade aus. Der Segler weiß, dass von diesen Dingern meist drei in Folge kommen. So ist es dann auch. Ich zähle mit. 1-2-3 und Feierabend. 

Der Rest der Strecke verläuft zügig und unspektakulär, allenfalls unkomfortabel. So landen wir dann auch mit einem Etmal von 155 sm morgens in Palm Beach auf dem uns schon bekannten Ankerplatz. Frühstück und ab ins Bett. 

Nun sitzen wir hier und warten auf die nächste Wetterlücke, die je nach Lust und Laune mal erscheint und dann auch wieder nicht. Mal mehr bunt, mal weniger bunt, mal mit viel Regen, mal mit Gewitter zeigen die Wetterkarten alles, was sie zu bieten haben. Gestern Wind aus Ost, dann aus Südost, heute sogar mal aus West für die nächsten Tage. Aber heute Abend kann das schon wieder ganz anders sein. Wir gucken morgen einfach mal aus dem Fenster. What you see is what you get, oder so…..

Reiner‘s Lieblingsbeschäftigung……