Monat: Juni 2019

Update

Es ist ruhig geworden. Aber nur auf dem Blog. Hier auf dem Schiff ist reichlich viel los. So viel, dass wir abends totmüde  umfallen und nichts mehr geht. 

Was macht unsere Verkaufsstrategie? Die hat sich zum Teil mal wieder verändert. Annapolis ist erstmal gestorben, wir bleiben in Deltaville. Wir haben inzwischen Anne und Jonathan von der hiesigen Vertretung von Annapolis Yachtsales kennen gelernt. Wir waren uns sofort sympathisch. Die Beiden sind selber Langfahrtsegler und kommen aus Südafrika. Auch sie wollen unser 

Schiff verkaufen, sind aber der Meinung, dass es für so ein Schiff egal ist, wo es steht. Ein Schiff mit der Ausrüstung kauft man nicht beim Sonntagsausflug in den Showroom, man sucht es. Und da seien 180 km vollkommen egal. (Zumal wir hier in den USA sind). Diese Einschätzung deckt sich mit unserer. Dazu kommt, dass wir hier sehr viel günstiger liegen, als in Annapolis und außerdem auf dem Schiff wohnen und arbeiten können. Wir könnten sogar segeln, wenn wir das wollen. Ein stehendes Schiff wird nicht besser, sagen sie und auch damit haben sie recht. 

Die erste Besichtigung unseres Schiff von unseren Brokern fällt positiv aus. Sie sind sogar der Meinung, wir sollten etwas höher anfangen mit dem Verkauf, als bisher geplant. Nun sind wir am Schuften. Die Temperaturen befinden sich derweil wieder am oberen Limit. Heißt, die Suppe läuft. Wir befinden uns wieder in dem Stadium, in dem man viel trinkt, aber nicht pinkeln muss. Es tropft aus allen Poren wieder raus. Es wird früh ( also für unsere Verhältnisse…..????) angefangen, am Nachmittag hilft nur nur noch der Pool. Nachts hält uns die Klimaanlage am Leben. 

Aber es geht voran. Die neuen Fußböden in den Nasszellen sind drin, die Schleif- und Lackierarbeiten sind fast abgeschlossen. Abgeferkelte Eckleisten, Handläufe, Fensterrahmen ect strahlen wieder in neuem Glanz. Tausend Kleinigkeiten liegen dennoch an. 

Wir stellen fest, dass das Schiff wahrscheinlich noch nie in so einem gepflegten Zustand war. Was für ein Mist ! Da ärgert man sich jahrelang über tiefe Kratzer im Holz oder den hässlichen und mittlerweile auch gerissenen Fußbodenbelag im Bad und nun erledigt man diese Dinge für andere. „Man müsste mal,……..wir könnten mal,……“ hieß es immer. „ Aber es ist ja nur die Optik,…..funktioniert doch trotzdem,…..“ ???? 

Na ja, vielleicht will ja niemand unser Schiff haben. Dann haben wir doch noch was davon. 

In zwei Wochen wollen wir aus dem Wasser. Dann muss noch der Rumpf gereinigt werden, das Edelstahl gewachst und es muss geputzt werden. Unser Flug geht am 15.7. ab New York. In der Woche vorher wollen wir mit dem Auto noch in die Blue Ridge Mountains fahren. Und sofort geht mir der gräßliche Ohrwurm von John Denver, der genau diese Berge besingt, nicht mehr aus dem Kopf. Ich kann machen was ich will! Aber, der Hälfte von Euch jetzt auch nicht mehr…????. Die Blue Ridge Mountains  gehören zu den Apalachen. Ein Gebirgszug, der sich von Georgia bis nach Virginia zieht und in dem bis heute die Cherokee Indianer leben. 

Falls wir ganz sportlich sind, schaffen wir es noch bis zu den Niagarafällen. Aber dann müssen wir wirklich Gas geben. 

Arbeitslager

Auf den Bahamas wurde es im Mai heiß. So, dass wir gesagt haben, es wird Zeit für uns zu verschwinden. Richtung Norden wird es ja kühler. 

Angekommen in St.Augustine wurde die Luft schon klarer, die Nächte angenehm. Aber schon auf dem Weg nach Beaufort wurde ich misstrauisch. Immer noch nachts mit kurzer Hose und T-Shirt? Komisch…..

In Beaufort dann wieder reichlich Hitze und nächtliche Feuchtigkeit. Es sollte doch kühler werden…..???? 

Meine Hoffnung beruhte auf Cape Hatteras. Wettergrenze redete ich mir ein. Dann werden wir herrliche 25 Grad haben und nachts schön schlafen können. 

Als wir das Kap umrundet haben, ist es immer noch heiß. Die Tage sind fast unerträglich, der laue Wind macht es nicht besser. Ankunft in Deltaville bei 33 Grad. Das mittlerweile aufgeheizte Schiff lässt keinerlei Abkühlung des Nachts zu. Wir schwitzen. Am folgenden Tag steigt das Thermometer weiter. 35 Grad. Gegen Abend 36 in meiner Küche. Kochstreik. Alles schleicht stöhnend hin und her, weiterhin kaum Luftbewegung. Der Nachbar meldet 38 Grad. Die Nächte gehen ans Unerträgliche. 

Was bitte haben wir denn falsch gemacht? Wir sind eindeutig nach Norden gesegelt. Und zwar vom 24. bis zum 37. Breitengrad, ganz grob ca. 1500 km. In der Schule habe ich gelernt, dass es im Norden kälter ist. Warum also ist es hier so heiß? 

An Arbeit im Schiff ist nicht zu denken. Da geht der Kreislauf in die Knie. Einziger bisheriger Akt war die Beschaffung einer Klimaanlage von Aldi für ganze 99 $. Nach dem Muster von Trinidad baut Reiner tropfend einen Kasten für die Decksluke, in dem die Klimaanlage hängt. Nun ist das zwar keine Hochleistungsanlage, aber sie wird uns vor dem sicheren Erstickungstod schützen. 

Außerhalb des Schiffes kann man sich nur in klimatisierten Räumen aufhalten. Alternativ im Auto. Am Nachmittag belagern wir den Pool, der inzwischen aber auch schon ziemlich hochgekocht ist. 

Trinidad war ein Scheiß! Die neue Hitzehölle heißt Deltaville. 

Geschrieben habe ich das am Donnerstag. Inzwischen ist es abgekühlt, der Wind hat zwischendurch auf Nord gedreht und frische Luft mitgebracht. Angenehme 25 Grad. Dabei kann man arbeiten. Verschönerungsarbeit ist angesagt. Holz schleifen, wieder mal Teakstopfen auswechseln,  neuer Fußboden für die Dusche, ect..

 

Aber auch für die allabendliche Unterhaltung ist gesorgt. Mittlerweile sind hier 6 deutschsprachige Crews angekommen, 2 weitere werden erwartet. Werkzeuge und Erfahrungen werden ausgetauscht, es gibt überall helfende Hände. Nach Feierabend wird das Bier am Pool oder Grill getrunken. Dorfleben in Deltaville.