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Ein Zeichen?

Wir haben fast fertig. Das meiste ist getan, das Schiff ist innen schick wie noch nie seit wir es besitzen. Und das sind nunmehr 10 Jahre. 

Geschuftet haben wir tatsächlich, die Klimaanlage und der abendliche Poolbesuch haben uns dabei das Leben gerettet. Nun wird aufgeräumt und ausgeräumt. Nicht alles, sondern nur der Schwachsinn, den man glaubte haben zu müssen für so eine Reise ???? Was wir finden ist unglaublich. Ich hätte mit Waschmittel aus der Tube bis zum Sankt Nimmerleinstag Wäsche mit der Hand waschen können, das Schiff komplett mit Plastern bekleben können und mit Moskitonetzen diverse Male umwickeln können. Ich entsorge etwa 10 verschiedene Sorten Nagellack ( Oh-mein-Gott) und mit was der Reiner aus seinem Badezimmerschrank zum Müll wandert, will ich gar nicht beschreiben. Spannend wird auch der Schrank mit den Sportgeräten ????. (Weil man ja gerne bei tropischen Temperaturen mit dem Expander rumhampelt)

Gestern Abend liege ich nun im Bett und erwische mich bei dem Gedanken, dass ich möglicherweise das letzte Mal auf dem schwimmenden Schiff schlafe. Und dieser Gedanke gefällt mir überhaupt nicht. Anne, unsere Maklerin, hat mich schon gefragt, ob wir sicher sind, dass wir das Schiff verkaufen wollen. Schon da habe ich mit „nein“ geantwortet. Lediglich der Gedanke, dass sich vielleicht sowieso niemand für unser Schiff interessiert, hat mich einschlafen lassen. 

Es hilft nichts. Heute ist Krantermin und Balou kommt an Land. So dachten wir. Ein Schiff ist vor uns dran, wir sollen gegen Mittag folgen. Schiff 1 fährt in die Kranbox, die Gurte werden angezogen. Aber leider nur hinten ????. UPS, schnell wieder runter. Auch bei Versuch Nummer 2 klemmt was. Schiff 1 wieder raus an den Steg. Etliche Trockenversuche misslingen. Nun kommt ein Kran zum Kran, um oben nach der Ursache zu forschen. Ergebnis: ein Rollenlager ist kaputt. Man hofft auf schnelle Reparatur. Gegen 15.00 Uhr funktioniert die Geschichte wieder, Schiff 1 fährt wieder rein. 

Für uns ist es zu spät, wir brauchen Hochwasser in der Kranbox. Egal, dann eben Morgen. 

Ist das vielleicht ein Zeichen? 

Neue Fußböden

     

Neues Cockpit

neue Küche

 

…….und noch vieles mehr……..

 

 

Maroder Charme in Nassau

Nassau. Eine Stadt über die wir schon einiges gehört haben. Schmutzig, verfallen und  gefährlich sagen die einen. Karibisch, touristisch und lebhaft die anderen. 

Nassau ist die Hauptstadt des Inselstaates Bahamas und liegt mit seinen ca. 250 000 Einwohnern auf der Insel New Providence. In und über Nassau schwebt der Geist der Piraten, die hier in der verwinkelten Inselwelt einen ihrer bekanntesten Standorte hatten. Blackbeard, Charles Vane und Jack Rackham sind bis heute in aller Munde. 

Wir sind seit 3 Tagen hier am Anker vor den Hafenanlagen. Zugegeben, ist gab schon schönere Ankerplätze, aber darum geht es jetzt auch nicht. Wir müssen einkaufen, Wäsche waschen und….ich will Nassau erleben. 

Je länger wir hier sind, desto besser gefällt es mir. Es hat von allen Eigenschaften etwas. Es ist marode, einige Häuser stehen kurz vor dem Zerfall. In einigen Hafenbecken ist es schmutzig, der weiße Streifen über der Wasserlinie unseres Schiffes wird an Tag 2 schwarz. Gefährlich soll es auch sein, nach Einbruch der Dunkelheit soll man keinesfalls – und schon gar nicht alleine –  spazieren gehen. 

Nassau ist auch touristisch. Fünf Kreuzfahrer finden im großen Terminal im westlichen Hafenteil Platz. Besockte weiße Beine gehen einmal die moderne Geschäftsstraße auf und ab, um anschließend wahrscheinlich zu erzählen, sie hätten Nassau gesehen. Alles nichts was schön klingt. Wenn man diese Ecke aber meidet,  wird ( zumindest mir) Nassau sympathisch. Gerade der marode Charme der Kolonialzeit spricht für gelebte Geschichte. Um die Brücke, die zur Nachbarinsel Paradise Island führt, sind seit ewigen Zeiten Fischer ansässig, die auch heute noch mit abenteuerlichen Booten ihren Fang in die Stadt bringen. Im Hafenbecken liegen noch reichlich Hurricanwracks des vorletzten Jahres. 

Da ich bis heute keinen Lobster auf dem Teller hatte, ( Reiner und Alfons haben sich redlich und vergeblich bemüht), fällt mein Entschluss, bei den Fischern  einen zu kaufen. EINEN! 

Wir fahren direkt mit dem Dinghi zum Fischerkai und fragen nach frischem Lobster. Kein Problem. Nur, EINEN bekomme ich nicht. Die Viecher werden sofort in Säcke gepackt und gefroren. Ein Sack kostet 80 $. In dem Sack befinden sich ca sieben Lobster. Zwei kleinere, fünf große. 

Na gut, umgerechnet nicht viel, der Tiefkühler läuft zufällig auch gerade, her mit dem Sack. Im bin im Lobsterhimmel. Und vielleicht, aber nur vielleicht, bekommen die Gäste auch noch was ab. 

Auf der anderen Seite der Fischerhütten unter der Brücke sind nahtlos Fressbuden aneinandergereiht, die von den Einheimischen um die Mittagszeit hochfrequentiert sind. Wo Einheimische essen, ist das Essen gut. Und richtig, wir verzehren den köstlichsten Conchsalat unserer bisherigen Tour. Kulturell ausgehungert von den vielen Sandhaufen der letzten Wochen,  merke ich schon, dass die Zeit wieder nicht reicht, zwischen Supermarkt und Waschmaschine alles anzugucken. 

( anklicken zum Vergrößern)

Segelträume

Wenn wir den Kitschkalender des Jahres 2019 erstellen sollten, hätten wir den Job. Ich traue mich schon gar nicht mehr die Bilder zu posten. 

Die Tage plätschern so dahin. Inzwischen ist die Murada eingetroffen mit frischem Thunfisch von unterwegs und wir feiern erstmal ausgiebig unser Wiedersehen. Zuletzt haben wir uns in der Karibik gesehen. Das war im Jahr…….????

Gemeinsam genießen wir noch das niedliche Governors Habour, machen Spaziergänge an den pinken Strand und schießen  ekelhafte Fotos. Irgendwie habe ich immer ein kleines bißchen  schlechtes Gewissen dabei. 

 Bevor der Anker endgültig festwächst, machen wir uns langsam auf ihn Richtung Süden. Schließlich fährt da ja noch ein Ersatzteil von uns rum. Wir fahren in überschaubaren Etappen und haben die entspanntesten Segeltage ever. Wenn Segeln doch bloß immer so wäre…..

Um die 3-4 Windstärken bescheren uns einen schnellen Amwindkurs ohne nennenswerte Welle. Das Schiff läuft leicht schräg und stabil wie auf Schienen. Wieder einmal gratulieren wir uns zum neuen Großsegel. 

Auf dem Weg in die Exumas geht sowohl uns, als auch der Murada  ein Mahi Mahi an die Angel. Somit bildet noch nicht mal der Speiseplan für die nächsten Tage Anlass zur Diskussion. 

Sonst passiert …… nichts. 

Haiverseuchtes Bimini

Wir leben uns hier ein. Die Lust weiter zu segeln, ist mäßig. 

Eigentlich wollten wir hier nur einklarieren, je länger wir bleiben, desto mehr interessante Sachen  finden wir hier. Der Wind passt eh nicht so optimal, also warum hetzen.

Schon bei der Anfahrt, als ich Delphine beobachte, fällt mir auf, dass man die Tiere schon in unglaublicher Tiefe sichten kann. Das Wasser ist unfassbar klar. Am ersten Abend, traditionell muss ich nicht kochen, sitzen wir direkt am Wasser in der Kneipe, da schwimmt ein Hai ca. 5 Meter an unserem Tisch vorbei. Huch, was macht der denn hier? 

Je länger wir hier sind und uns über die Insel informieren, stellt sich heraus, dass wir in einem riesigen Fischspot gelandet sind. Es gibt Fisch ohne Ende. Der Abschnitt zwischen Florida und den Biminis wird auch als Sushifließband für große Raubfische bezeichnet. Einfach Maul auf und rein. Allen voran, die Haie. 

Hier schwimmen sie alle. Nicht nur die friedlichen Ammenhaie, sondern vielfach die Hammerhaie, gefolgt von Tiger-, Bullen- und Zitronenhaien. Zwischen Januar und April ist die Hochsaison für Hammerhaie. Wir haben Februar. Natürlich gibt es auch jede Menge Tauchschulen, die, man ahnt es schon, Tauchgänge mit Haien anbieten. Na ja, diese Touriveranstaltungen, die ein kleines VermögeUn kosten, braucht ja niemand……

Dummerweise befindet sich direkt in Blickrichtung hinter unserem Heck eine von diesen Tauchschulen. Und Reiner guckt Fotos, die wahrlich beeindruckend sind. Aber nein. 

Ich beobachte den Gatten aus dem Augenwinkel. („ Brackelmann, das arbeitet doch schon wieder in dir drin…“)

Zunächst besuchen wir aber eine Forschungsstation auf der Südinsel und hören uns einen Vortrag über das hiesige Haivorkommen und die derzeitigen Forschungsprojekte an. Wir lernen, dass Hammerhaie sehr schnell gestresst sind und Zitronenhaie für Geburten an ihre Herkunftsorte zurückkehren. Verschiedene Arten werden werden gechipt und mit Transpondern versehen, um die Tiere weiter zu erforschen. Wie ist das Sozialverhalten? Wer spielt mit wem? usw. Die Leitung der Station unterliegt einem Meeresbiologen mit Namen Gruber, der zu den weltweit bekanntesten Haiforschern gehört. 

Dann berichtet der Biologe von den Tauchgängen hier mit den Hammerhaien. Es sei sensationell. Die Tiere würden nicht gestört. Man setzt sich einfach auf den Meeresboden und wartet. Um diese Jahreszeit seien mit 100%tiger Sicherheit ganze Gruppen von Hammerhaien zu sehen. Ein einmaliges Erlebnis…..( Warum hält der Mann nicht den Mund? ????)

Nun ist es um Reiner geschehen. Ja wenn es doch sogar die Wissenschaftler unterstützen! Nachdem er auch noch in der Tauchschule Bilder von Tauchgängen gesehen hat, fährt er rüber und meldet sich an. Hoffen wir, das die Haie am Montag nur wenig gestresst sind.????


Bimini

Am Samstag ist es so weit. Der sintflutartige Dauerregen hört auf und der Ankerplatz wird voll und voller. Es bleibt nicht aus, man rückt uns wieder bis auf 10 m auf die Pelle. Draußen hat der Wind nachgelassen, die letzten dunklen Wolken ignorieren wir und ergreifen die Flucht. Das Ziel ist die Inselgruppe Bimini, etwas weiter südlich auf der anderen Seite des Golfstroms gelegen. 

Der Wind soll aus Südost kommen und weiter nach Süd bis West drehen, dabei aber  schwach werden. Wir wollen probieren nach Süden zu kommen, falls das nicht gelingt, drehen wir einfach um und fahren über die nördlich gelegenen Abacos. 

Es klappt. Hoch am Wind und dicht an der Küste entlang kommen wir gut voran. Bis kurz vor Fort Laudale, dann werden wir ausgebremst. Die Logge geht runter bis auf 3 Knoten Geschwinigkeit. Reiner liegt im Tiefschlaf und ich beschließe jetzt den Kurs zu ändern und im 90 Grad Winkel den Golfsstrom zu queren. Es läuft wieder besser mit 5 Knoten. Kaum hat der Mann ausgeschlafen und ich kann ins Bett wird es wieder zäh. Der Wind, der uns letztes Jahr so gut geholfen hat ist komplett weg und wir motoren etwas mühselig auf die andere Seite. (Gedreht hat er übrigens auch nicht, aber das wundert uns schon nicht mehr..) Was soll’s, gegen Morgen ist es geschafft. 

Belohnt werde ich nach dem Aufstehen mit einer Delphinschule, die am Bug mitschwimmt. Niemals werde ich mich satt sehen können. Warum sind die bloß so niedlich? Die Krönung des Ganzen ist eine Mutter mit kleinem Baby an der Seite. Das Wasser ist so klar, dass man die Tiere schon in großer Tiefe von unten hochkommen sieht. Es ist bessser, als jedes Fernshen. (Leider lässt sich die Angelegenheit nur schlecht filmen, die Sonne steht genau vor uns und noch sehr tief.)

Gegen Mittag sind wir da. Es ist noch Vorsaison und die Marinas daher bezahlbar. Papiere zum Einklarieren werden einem gleich in die Hand gedrückt und nach einer halben Stunde haben wir unsere Stempel für die nächsten 3 Monate im Pass. 

Auf den ersten Blick fühlen wir uns ein bißchen, wie in der Karibik. Bunte Häuser, Rastalocken und Reggiemusik. Angekommen

Noch ein Hinweis in eigener Sache. Unser WordPressprogramm mit dem wir unsere Homepage erstellen, ist komplett „ überarbeitet“ worden. Heißt: Nichts geht mehr so wie vorher, Bilder einzufügen wird zur Katastrophe. Es ist so verschlimmbessert worden, dass kaum einer durchsteigt. ???????? Das Erstellen eines neuen Eintrages geht nach dem Prinzip „trail. and error“ und dauert Stunden. Es geht nicht nur mir so, mehrere Schreiber sind am Fluchen. Sollte also etwas komisch aussehen, sorry.

Wetterküche

Man nehme: Einen großen Kochtopf geeignet für hohen und tiefen Druck, bunte Farben aus dem Tuschkasten, eine handvoll Gribfiles, je nach Belieben etwas Sonne oder Wolken, gut durchrühren und heraus kommt: Ein weißes Kanninchen! 

So werden offensichtlich derzeit die Wettervorhersagen in unserer Region erstellt. 

Wir sind nicht erfroren. Die Nacht ist erträglich, der Morgen danach wie erwartet scheußlich. So viele Schichten habe ich nicht mal Anfang des Jahres in Deutschland übereinander getragen. Heißen Tee gekocht und durch. Die Ausfahrt aus dem Inlet hat es schon mal in sich. Obwohl wir mit ablaufendem Wasser rausfahren, steht schnell eine hohe Welle vor der Tür. Eigentlich habe ich alles gesichert aber, man glaubt es kaum, unsere Besteckschublade fliegt wieder durchs Schiff. Ich schwöre Euch, das war das letzte Mal. ???? Ein echter Konstruktionfehler von Schreibtischtätern. 

Draußen pfeift der Wind. Mehr als vorhergesagt, aber wenigstens aus der richtigen Richtung. Erst beide Segel draußen, rudern wir schnell zurück und haben mit nur halbem Großsegel ( der Wind kommt genau von achtern, so dass die Genua ohne Baum einfällt) dauerhaft um die 7 Knoten auf der Logge. Und es bleibt so. Wir haben ca 155 sm vor uns bis nach Palm Beach. Reiner rechnet schon aus, dass wir bei der Geschwindigkeit im Dunkeln ankommen werden. Bremsen ist schwierig. Am Abend gibt es eine kurze 2-stündige Pause, dann bläst es weiter. 

Kurz nachdem Reiner ins Bett geht, höre ich plötzlich ein gewaltiges Rauschen. Schemenhaft sehe ich von hinten eine riesige Welle anrollen. Gefühlt geht sie bis zur 1. Saling. Zeit für Angst bleibt nicht.Wir werden angehoben und schlittern mit über 9 Knoten schön geradeaus wieder runter. Es passiert – nichts. Der brave Autopilot steuert die Welle schnurgerade aus. Der Segler weiß, dass von diesen Dingern meist drei in Folge kommen. So ist es dann auch. Ich zähle mit. 1-2-3 und Feierabend. 

Der Rest der Strecke verläuft zügig und unspektakulär, allenfalls unkomfortabel. So landen wir dann auch mit einem Etmal von 155 sm morgens in Palm Beach auf dem uns schon bekannten Ankerplatz. Frühstück und ab ins Bett. 

Nun sitzen wir hier und warten auf die nächste Wetterlücke, die je nach Lust und Laune mal erscheint und dann auch wieder nicht. Mal mehr bunt, mal weniger bunt, mal mit viel Regen, mal mit Gewitter zeigen die Wetterkarten alles, was sie zu bieten haben. Gestern Wind aus Ost, dann aus Südost, heute sogar mal aus West für die nächsten Tage. Aber heute Abend kann das schon wieder ganz anders sein. Wir gucken morgen einfach mal aus dem Fenster. What you see is what you get, oder so…..

Reiner‘s Lieblingsbeschäftigung……

Survivaltraining

Ich habe sowas schon mal gemacht. Mit meinen Jugendlichen drei Tage im Harz. Ohne Handyempfang haben wir uns aus Laub und Moos Betten gebaut und unser Essen mussten wir selber tragen. Einer hat vor Hunger angefangen Schnecken zu suchen, um sie über der abendlichen Feuerstelle zu garen, als Toilette dienten ein Klappspaten und Mutter Natur. 

So schlimm wird es nicht kommen. Wir haben zu essen, eine Toilette und ein Bett ohne Tiere. 

Aber es wird kalt werden. Saukalt. 

Das Wetter hier spottet jeder Beschreibung. Wechselhaft und kalt mit zuletzt 24-stündigem Dauerregen. Würde man uns nach dem kältesten von uns besuchten Ort der letzten 3,5 Jahren fragen, würden wir ohne zu überlegen „ Florida“ antworten. Damit muss Schluss sein. Nur 150 sm weiter südlich herrschen ganz andere Temperaturen und die kürzeste Distanz, den Golfstrom zu überqueren. Da wollen wir hin. 

Ab Mittwoch herrscht brauchbarer Nordwind, der mit Glück am Ende der Woche über Süd drehen soll. Soll, sagen die einen. Das amerikanische und das europäische Wettermodell widersprechen sich komplett, wir entscheiden uns für das europäische. (Schließlich haben die auch damals gesagt, dass „Sandy“ über New York ziehen soll.)

Dumm an der ganzen Angelegenheit ist nur, dass wir morgen bei Hochwasser aus der Marina fahren müssen und dann die Nacht vor der Ausfahrt des Inlets warten müssen, um mit dem ersten Büchsenlicht morgens raus auf den Atlantik zu fahren. Und noch dümmer ist, dass es morgen Nacht so um die 3-5 Grad haben soll. Ohne Steckdose für den Heizlüfter. Aber es hilft ja nichts. Die eierlegende Wollmilchsau gibt es zur Zeit nicht. 

Der Überlebensplan sieht einen aufwändig hergestellten Auflauf zum Abendessen vor. Jede Zutat schön einzeln vorgaren damit der Herd ordentlich lange an ist und dann in den Ofen. Weiterhin soll der Lebensraum verkleinert werden ( ja, das geht!) und die Schlafstätte in den lauwarmen Auflaufdunst in den Salon verlegt werden. Alle anderen Türen bleiben geschlossen, alle verfügbaren Decken werden über uns geschichtet. So weit, so gut. Wie ich morgens allerdings in die eiskalten Klamotten kommen soll, weiß ich noch nicht. Vielleicht werde ich sie über den Toaster halten…..????

Ort des Wartens

Tja, was soll ich sagen, bis zu der Stelle mit dem Masseneinkauf im letzten Bericht hat alles gut geklappt. 

Reiner hat das Schiff segeltauglich gemacht und ist bis nach Smyrna Beach vorgefahren. Ich bin reibungslos am Wochenende hier angekommen. Gleich am folgenden Tag fallen wir über Aldi her, einen Tag später ist Walmart dran. Der Einkauf geht deutlich schneller, als letztes Jahr. Frau weiß, was es wo gibt und wie lange es ungefähr haltbar ist. Zack ist die Wasserlinie wieder etwas tiefer gelegt. 

Dann folgt der Blick auf die Wetterkarte. In der letzten Zeit hat der Wind immer regelmäßig brav gedreht. So einen Dreher brauchen wir. Erstmal etwas Wind aus Nord, um noch etwas weiter nach Süden zu kommen, dann irgendetwas anderes, Hauptsache es ist kein „N“ drin. Sollte nicht so schwierig sein. Leider werden die Gesichter lang. Die Lage stabilisiert sich schön. Mit Wind aus Norden. ????

Da dieser Nordwind im aus Süden kommenden Golfstrom eine sehr hässliche Wellle aufbaut, muss der Segler warten. 

Erinnerungen an das letzte Jahr werden wach. Hier haben wir 2,5 Monate gelegen und auf unser 

Getriebeteil gewartet. Das ist doch wohl kein schlechtes Omen? Blöd, dass unsere Cruisinglicence Ende Januar ausläuft. Bis dahin sollten wir das Land verlassen haben, sonst kann es Mecker geben. 

Somit erledigen wir Kleinigkeiten. Ich räume und putze solange wir noch fließendes Wasser in unbegrenzter Menge haben, Reiner dreht hier und da noch eine Schraube fest. Bei einer Riggkontrolle, die eigentlich nebenbei stattfindet, hält er sich ungewöhnlich lange an der linken  unteren Saling auf❓❓❓und entdeckt einen Haarriss am Wantenspanner. Mist. 

9 Tonnen Last hält so ein Wantenspanner und stabilisiert den Mast, hauptsächlich bei Schräglage. Für die Kaffeesegelei in den Bahamas kein Problem, für den vor uns liegenden Atlantik keine Option. Ein Blick bei SVB in Deutschland zeigt, dass das Teil lieferbar ist. Ein Telefonanruf später ist geklärt, dass der „ Maverick XL- Bringdienst“ die Beschaffungsfrage löst. Schwein gehabt. 

Liegt’s am Ort hier? 

Hurra, wir leben noch

 Lang ist‘s her. Viel ist passiert. 

Der Verlust unserer Väter hat unser Leben ziemlich aus der Bahn gerissen und vieles auf den Kopf gestellt. Es gibt Dinge, die man nicht braucht, wenn man so weit von zu Hause entfernt ist. 

Nun versuchen wir wieder in unser Leben zurück zu finden. Und zu diesem gehört das Schiff.

Reiner ist weg. Er ist noch am 15:12: in den Flieger gestiegen und ins Land der großen Freiheit geflogen. Freut sich über ein ungeziefer- und schimmelfreies Schiff, das vollkommen intakt an Ort und Stelle steht. Erleichterung. (Habe ich ihn doch extra vorweg geschickt, damit er eventuelle Viecher töten kann, bevor ich komme und diese im Zweifel mit meinem Bett teilen muss..????) Ich werde entspannt im Januar hinterher fliegen. 

Dann folgt Bahamas, die Zweite. Der erste Versuch ist ja nun reichlich in die Hose gegangen, es gibt einiges, was wir noch nicht gesehen haben und anderes, was wir gerne noch länger gesehen hätten. Weitere Pläne? Abwarten, wir gucken wie es läuft. Im Plänemachen sind wir eh nicht besonders gut. 

Reiner wird sich sicherlich in den nächsten Tagen selber mal melden. Eine Sache muss ich aber doch schon mal berichten. Wenn man so ein echtes Scheißjahr hinter sich hat, ist man um so überraschter, wenn es mal richtig gut läuft. 

Unser Großsegel ist alt und gebeutelt im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist mehrfach geflickt,  neue Bahnen wurden eingesetzt, was den Beutel nicht besser gemacht hat. Am Ende ließ es sich kaum noch richtig im Mast aufrollen. Was schon mal echt bedrohlich werden kann, wenn es bei plötzlich zunehmendem Wind mal schnell weg muss. 

Von vielen Langfahrtseglern haben wir von Rolly Tasker gehört. Ein deutsches Unternehmen, welches in Thailand Segel fertigt, weltweit versendet und dabei auch noch ausgesprochen bezahlbar ist. Nun klingt das erstmal schräg. Wenn da ein Maß nicht stimmt und das Ding am Ende nicht passt, hat man ein Problem. Mal eben schnell nachbessern fällt aus. Aber: Bei allen, mit denen wir gesprochen haben, passte es. Und alle sind zufrieden. Treu der Devise „no Risk no fun“ haben wir das Segel bestellt. Es werden drei Wochen für die Fertigung gerechnet, der Versand soll per Express in die USA direkt in die Werft erfolgen. Wer‘s glaubt…….aber egal, es ist ja noch Zeit. 

Direkt nach der Bootsmesse in Hamburg geht der Auftrag raus. In der ersten Dezemberwoche entdeckt Reiner bei sich eine ältere ungelesene e-Mail in der steht, dass das Segel fertig ist und bezahlt werden möchte ????. Huch! Kurz vor dem Abflug wird das Geld überwiesen und Huch!, vorgestern trifft es in der Werft ein. Keine Zolldiskussion, keine Mehrwertsteuergeschichten, kein kompliziertes Abholen. Wenn es jetzt noch passt, glaube ich daran, dass sich unser Blatt wendet. 

Vielleicht hat 2018 langsam ein schlechtes Gewissen und will es nochmal rausreißen…..????

Nervenkrieg Liegeplatz

Bis St. Augustine ist noch alles einfach. Dann wird es schwierig, ein einziges Wechselbad und hin und her. 

Am Wochenende suchen wir alle Boatyards, die für uns in Frage kommen raus. Von der „Mora“ und der „Kyla“ bekommen wir Tipps und Unterstützung, auch in der Langfahrtsegelgruppe bei Facebook kommt ein Vorschlag. Wir schreiben alles und jeden an. Bis Montagmittag hoffen wir noch und sind zuversichtlich, dann kommen die Absagen. Einige melden sich gar nicht, sagen aber auch ab, nachdem wir dort telefonisch jemanden erreichen. Ich habe stehe kurz vor der Nervenkrise. Ich will schnell nach Hause, Reiner im Stich lassen will ich aber auch nicht. 

Eine einzige Werft will das noch mit dem Manager besprechen. Beten. 

Es ist der St. Marys Boatyard. Hmm….Es handelt sich nur um einen Stellplatz an Land, Stege gibt es nicht, um das Boot vorzubereiten. Ankommen, raus. Die Werft liegt etwas abseits von St. Marys, bis in den Ort sind es ca. 2 km. Es gibt keine Waschmaschine und nur eine Dusche, die auch nicht so toll sein soll. Sonst nichts. 

Aber wir hören auch, dass die Betreiber sehr nett und hilfsbereit sein sollen und über alles verfügen, was ein Bootsbesitzer so zum Frickeln braucht, einschließlich einer Werkstatt. „Do it yourself“ ist willkommen. Das hilft. Wir wollen dort ja auch nicht monatelang wohnen, sondern nur das Schiff sicher abstellen. Und das scheint möglich.

Am Nachmittag kommt die erlösende Nachricht: Sie nehmen uns. 

Die Irmas vom letzten Jahr haben keinerlei Schäden hinterlassen, der Boatyard liegt versteckt in einem Flussarm. Für die Versicherung liegen wir ebenfalls gerade eben so im abgesicherten Bereich. (Statistisch gesehen werden dort in diesem Jahr ja sowieso keine Hurricans drüber gehen.????) Nur eine Klimaanlage werden wir noch brauchen, damit uns nicht die Einrichtung weggammelt. 

Zunächst müssen wir aber noch eine spezielle Bestätigung unserer Versicherung vorlegen und der Werftchef muss noch die passenden Cradles (Stützen) für uns besorgen. Die Bestätigung ist möglich, aber nicht heute. Heute ist in Deutschland Feiertag, alles kreist um den Maibaum. 

Neuer und aktueller Plan vom Dienstag: Wir gehen zunächst für zwei Wochen nach 

Brunswick in die Marina ( die leider keinen Platz für den Sommer für uns hat) und im Anschluss bringt Reiner das Schiff um die Ecke in die Werft. 

Mein Flug ist für Samstag gebucht, heute Abend machen wir uns auf den Weg für die letzten 80 sm. Morgen Mittag sollten wir am Steg liegen. 

Ach so, die wirklich gute Nachricht lautet: Unser Segel ist über das Wochenende für 130$ geflickt worden. Am Montagfrüh war es fertig und wir mussten es noch nicht mal abholen. 

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