…….mit Rahmenprogramm
Mittwochfrüh klingelt der Wecker um 6.00 Uhr. Genau meine Zeit ???? Wir wollen uns früh auf den Weg nach St.Augustine machen, damit wir den ganzen Freitag Zeit haben dort bei Tageslicht anzukommen. Durch das Inlet ( hier heißen die Dinger nicht mehr Cut sondern Inlet ) fährt man nicht im Dunkeln und unser alter Track ist im Elektroniknirwana verschwunden.
Zunächst motoren wir uns durch die letzten Riffe und Inselchen, dann geht es raus auf den Atlantik. Eben noch Flaute, weht dort draußen ein prima Wind. 15 kn Halbwind sind ein traumhafter Kurs. Am Donnerstag soll er kräftiger werden, auch die Welle soll auf 2 m anwachsen. Aber das passt alles. Wir kommen deutlich schneller an, als gedacht. Freitagnacht um 1.00 Uhr sagt das Navi. Ach Du je, viel zu früh. Wenn der Wind noch stärker werden soll….ich mache mir schon Gedanken über Bremstechniken.
Der Wind legt aber schon am Mittwochnachmittag zu. Mit 7,5 kn segeln wir Richtung St.Augustine auf direktem Kurs.
Die Angel hängt draußen, alles was so um uns rumsegelt fängt Thunfische. Ich will auch einen.
Es dauert auch nicht lange, da rauscht sie knatternd aus. Reiner macht die Segel klein, bei dem Tempo bekommt man keinen Fisch ins Schiff. Der Fisch zieht wie bescheuert. Trotz festgestellter Rolle zieht er weiter Leine. Himmel muss der groß sein. Meine Angel biegt sich wie ein Flitzebogen und warte sekündlich auf den Knall, wenn die Leine reißt. Die Leine hält, aber meine Rolle löst sich von der Rute. ???? Alles, nur nicht die teure Rolle mit dem Fisch dahinziehen lassen. Da hat keiner was von. Ich kann mit Ach und Krach die Rolle halten und gebe nur Kommando: „ Schneid die Leine durch. Sofort!“ Reiner setzt an und fort sind 100 m Leine samt Fisch. ????Der Arme. Bleibt ihm zu wünschen, dass der sowieso schon sehr rostige Haken schnell im Salzwasser weggammelt und er nicht umsonst sterben muss.
Zur Strafe angele ich nur noch Algen. Alle 30 min. kann ich ein neues Büschel vom neuen Haken pflücken, am Donnerstag gebe ich auf. Nur Salat…
Durch den Golfstrom rasen wir nur so durch. Der Wind hat nachgelassen ( und nicht zugenommen ????). Allerdings rettet uns das etwas. Mit um die 10 kn sind wir allerdings immer noch zu früh da. Vielleicht Beidrehen vor der Einfahrt.????
Dann findet ein zweites Event statt.
Auf der Funke kommt ein Securité – Securité, all ships – all ships Funkruf. Solche Funksprüche kennen wir, sie beschäftigen uns nicht wirklich, meistens sind es irgendwelche allgemeinen Informationen, die uns nicht betreffen. Es wird eine Position durchgegeben. Nach der dritten Wiederholung wird Reiner stutzig und guckt auf die Karte. Ach je, genau auf den angegebenen Punkt steuern wir zu. Doch mal hinhören, was da los ist. Die US Navi funkt und bittet alle Schiffe ca. 12 sm von diesem Punkt entfernt zu bleiben, es findet eine Übung statt. Der liegt genau auf unserer Piste. Erstmal stellen wir uns tot. Die sehen uns ja auf dem AIS, werden uns schon ansprechen, wenn wir im Weg sind.
Nach ein paar Minuten wird Reiner dann doch unruhig und funkt das Begleitschiff der Navi an. „ Ja“, hören wir, „ please change your course and keep distance“. Mist. Sie geben uns eine Kursänderung vor, die leider mit einem Segelschiff nicht funktioniert. Inzwischen haben wir die versprochene 2 m Welle und im Golfstrom kann man nicht gegenan segeln. Wir schummeln etwas und behaupten, mehr geht nicht. Irgendwie sind sie so zufrieden, wir sollen den vereinbarten Kurs und die Geschwindigkeit eine Stunde lang beibehalten. Hallo? Es ist ein Segelboot!
Durch die Kursänderung fahren wir nun schräg im wahrsten Sinne des Wortes nach SW. Kurze Zeit später kommt ein Hubschrauber, umkreist uns und fliegt weiter. Wiederum einige Minuten später ruft Reiner plötzlich : „Guck, guck, guck, die starten eine Rakete aus einem U-Boot.“
Heiligs Blächle, Da geht tatsächlich mit einem Riesengedonner neben uns eine Rakete aus dem Wasser hoch. ????
Völlig konsterniert gucken wir der Rakete hinterher. Immerhin haben sie wohl aufgepasst, dass wir nicht im Weg sind.
Durch diese ganze Aktion haben wir nun Zeit geschunden. Wir gehen wieder auf unseren Kurs, der nun nicht mehr im Raketenstrom liegt und das Navi sagt uns, dass wir morgens gegen 8.00 unsere Einfahrt erreichen. Das klingt gut. Wir haben somit unsere direkte Wegstrecke von 290 sm mit Umwegen in 2 Tagen bewältigt. Das war ein guter Schnitt.
Nun ist Kultur und fast normales Leben angesagt.