Monat: Februar 2018

Abschied

Reiner war rechtzeitig zu Hause. Gestern Abend geht sein Vater auf seine letzte Reise. Wir trinken unseren Sundowner auf meinen lieben Schwiegervater, den wir im Herzen weiter mitnehmen werden.

Beate allein zu Haus

Die ersten drei Tage „ Beate allein zu Haus „ sind um. Eine interessante Erfahrung. Nicht das Alleinsein, das kenne ich. Kein Problem. Aber die alleinige Verantwortung für das Schiff ist neu.

Noch gucke ich regelmäßig und wahrscheinlich dreimal zu oft nach allen möglichen Dingen. Lade ich gerade die richtige Batterie? Wieviel Wasser ist noch im Tank? Liegt das Schiff noch da, wo es hingehört? Ist der Gasschalter aus? Hängt das Dinghi an seiner 2.Sicherungsleine am Heck? Und, und, und. Dazu kommt, dass es immer noch ziemlich pfeift draußen. Morgen noch, dann soll der Wind nachlassen.

Heute ist Wassermachpremiere. Ich habe einen Spickzettel mit eigenen Wörtern geschrieben. Da steht dann z. B. statt „Druckregelventil öffnen“, „Drehknopf am grauen Kasten nach links drehen.“ Nur so zur Sicherheit, damit ich im Stress nicht vergesse, welches das Druckregelventil ist.
Trotzdem habe ich etwas Herzklopfen bei der ersten alleinigen Benutzung. Wie ich gestern gehört habe, hat eine Leidensgenossin unten in Panama in Abwesenheit ihres Mannes die Vorpumpe geschreddert. Bloß das nicht…..

Aber ich habe ja noch den doppelten Boden. Herwig guckt drüber und alles läuft. Ich mache meine ersten 100l Wasser. Beim nächsten Mal wird’s schon einfacher.

Was allerdings auch passiert: ich mache den Reiner.

Vor drei Tagen fege ich sozusagen den Mann aus dem Haus. Es wird aufgeräumt, alles Werkzeug ist weggepackt. Schöner wohnen ist der Plan. Heute während des Wassermachens, läuft ein Rinnsal am Schlauch entlang. Lose Schelle. Herwig ist gerade noch da und zieht sie fest. Dazu muss der Knarrenkasten aus dem Schrank. Kaum ist Herwig von Bord, läuft es aus einer anderen Stelle. Hier muss der Maulschlüssel her.

Treu der Devise: „Solange das Deutsche Reich besteht, werden Schrauben rechts gedreht“, werde ich auch dieses Rinnsals Herr. (Oder eben Frau) Und schon sieht es aus wie vorher. ???? Hier der Knarrenkasten, da die Maulschlüssel. Aber alles dicht.

Karibische Freiheiten

Dass Fahrpläne im karibischen Raum Schall und Rauch sind, wissen wir. Dass das auch für Flugzeuge gilt, kennen wir allenfalls durch Verspätungen. Dass man aber auch plötzlich eine Stunde früher fliegt, kennen wir nicht.

Es fegt hier seit 3 Tagen. Kein Problem, da kann der Anker gleich getestet werden, bis Reiner fliegt. Er hält bombenfest. Heute früh legt der Wind noch etwas zu, Das ist kein Problem für das Schiff. Wohl aber für das Dinghi, mit dem wir ca. 1 sm um die Ecke in den Ort fahren müssen, in dem auch der Flughafen liegt.

Reiner pumpt noch mal Luft auf, das Gepäck steckt im Müllsack. Da wir Wind und Welle genau von vorne haben, wird es nass werden. Sehr nass. Meine Unterhose ist nach den ersten 500 m erreicht. Aber dann kommt die Ecke und damit die Welle in ihrer epischen Breite. Es klatscht und hüpft über eine Welle nach der anderen. Dann geht der Motor aus. ????. Handfunke? Hach, vergessen. Dem Himmel sei Dank, dass die Worlddancercrew mit ihrem Dinghi vorwegfährt und sich nach uns umdreht. Das reduziert die Wahrscheinlichkeit, dass wir in Florida landen. Nach mehrmaligen Versuchen, springt der Motor wieder an und wir bocken an den Dinghistrand.

Reiner ist mittlerweile etwas nervös, die Fahrt hat deutlich länger gedauert als geplant. Aber er muss eine Stunde vor Abflug am Flughafen sein. Nach noch leichter Wegverwirrung schaffen wir es pünktlich. Denken wir.

Die einzige Angestellte im gartenhausähnlichen Flughafengebäude teilt Reiner mit, dass er schon viel früher hätte das sein sollen. Heute wird früher geflogen. Überhaupt wird morgens immer geguckt, wie viele Menschen fliegen wollen, wie das so Wetter ist und welche Route so anliegt. Heute ist das dann auch der letzte. Der für heute Nachmittag fällt flach. Aber nach kurzem Wortwechsel, darf er noch mit. Der kleine Flieger landet gerade. Der Käpt’n lädt selber schnell die drei Reisetaschen der Ankömmlinge aus, holt sich einen Kaffee und steigt wieder. Reiner springt flugs aus der klatschnassen Badehose in die Jeans und steigt ca. 10 min. nach Erreichen des Flughafens in die kleine Propellermaschine. Und zack weg. Das nenne ich mal zügiges boarden.

Aber ein ganz knappes Ding. ????

Staniel Cay

Es fällt zur Zeit etwas schwer hier einen fröhlichen Blog zu schreiben.

Wir sind in den paradiesisch schönen Exumas angekommen und liegen in Staniel Cay neben der Worlddancer und der Mora am Anker. Das Wasser ist bei Sonne so türkis, dass die Salinge von unten grün leuchten.

 

Genau zwei Tage brauchen wir von Nassau, um hier zu landen. Ungeachtet des Windes fahren wir nach nur 24 Std. Aufenthalt zügig weiter. Die Zeit drängt. Die einzige Klippe, die wir noch überwinden müssen ist eine flache Korallenbank, die zwischen Nassau und den Exumas liegt. Auf unseren Karten sind Fahrwege gekennzeichnet, wir wählen die „tiefste“ mit 3 m. Das muss reichen. Allerdings wird auf der Karte vor verstreuten Korallenköpfen gewarnt, die man umfahren muss. Wenn man sie denn sieht. Mir steht vorher schon der kalte Schweiß auf der Stirn, Johannes, der hier regelmäßig drüber fährt, meint gelassen:“ Das klappt schon, die sind gut zu sehen.“

Die hässliche Stelle ist ca. 5 sm breit. Ich stehe am Steuer, Reiner hält Ausguck. Ich muss zugeben, man sieht sie wirklich deutlich. Es sind große schwarze Flecken in türkisem Wasser. Allerdings sind es viele. Reiner mit der Handfunke am Bug, teilt mir irgendwann mit, dass wir uns im reinsten Minenfeld bewegen. Ich am Steuer, sehe die Dinger erst, als wir vorbeifahren. Eindeutig der bessere Job.

          

Fünfzig Schlangenlinien später sind wir heil auf der anderen Seite der Bank. Von da an nur noch geradeaus.

Gestern fällt dann der Anker und gräbt sich tief ein, um eine Weile dort zu halten.
Ich bekomme noch die letzte Technikeinweisung und am Mittwoch fliegt Reiner nach Hause. Unsere Gedanken sind in Bonn.

Nassau

Nassau ist erreicht, der Golfstrom bezwungen. Freunde und Ankerplätze in Reichweite.

Am Mittwoch sitzen wir morgens beim ersten Aufwachkaffee in Palm Beach. Es ist fast windstill. Eine Yacht nach der anderen fährt an uns vorbei durch das Inlet nach draußen. ???? Das macht uns nach kurzer Zeit nervös. Wenn die alle jetzt fahren ( wir wollten eigentlich erst gegen Abend ), hat das seinen Grund.

Die Wetterprogramme werden nochmals strapaziert. Es gibt keinen Grund bis zum Abend zu warten. Wind ist kaum vorhergesagt, die Richtung ist auch mäßig, aber es macht keinen Unterschied. Außerdem wäre das Ankunftstiming so viel besser. Kurz entschlossen packen wir alles zusammen, fahren nochmal tanken und los.

Draußen stellen wir fest, dass wir die Segel setzen können. Nanu? Doch nicht sooo schlecht die Richtung. Sehr hoch am Wind, aber nichts flattert. Der Motor läuft niedrig mit. Wir wollen an der
Küste noch etwas weiter nach Süden, damit der Winkel zum Überqueren des Golfstroms besser wird. Leider werden wir schon hier ziemlich ausgebremst, dabei sind wir noch nicht mal drin im Strom. Na prima, das kann ja heiter werden. Bei 3 Knoten Geschwindigkeit überlegen wir, wenn’s eh so scheiße läuft, können wir auch gleich im spitzen Winkel rüber. Wenn wir dann stehen bleiben, fahren wir halt wieder Richtung Küste.

Und dann passieren komische Sachen. Balou nimmt Fahrt auf. Die Segel stehen tip-top, der
Motor läuft leicht mit. Keine Abdrift nach Norden. Wir queren in einem 45 Grad Winkel den Golfstrom, der uns mit 3 Knoten entgegen kommt, ohne verschoben zu werden. Das funktioniert eigentlich nicht. Aber eben nur eigentlich. Wir legen den direkten Kurs Richtung Bimini an. Von dort wollen wir über die Great Banks direkt nach Nassau. Der kürzeste Weg. Als wir uns in der
auf den Karten eingezeichneten Achse des Stroms befinden, läuft das Schiff mit zwischen 4,5 – 5 Knoten stabil ohne nennenswerte Welle und etwas schräg seinem Ziel entgegen. Verstehen muss man das nicht.

Die Folge ist, dass wir zu früh (sprich mitten in der Nacht) in Nassau ankommen, wenn es so weiterläuft. Es läuft. 50 sm vor dem Ziel beginnen wir zu dümpeln und ziehen so die Ankunft auf 9.30Uhr bei Hochwasser und Licht raus. Das ganze Gebiet ist sehr flach und überall sind Korallenbänke, genaues navigieren ist ein Muss. Unsere Explorerkarten stellen sich als ausgezeichnet heraus, jeder Stein stimmt, die Tiefenangaben ebenfalls.

Pünktlich bei Hochwasser laufen wir in die Palm Cay Marina im Südosten ein, in der wir einklarieren können. Die Beamten kommen zum Schiff. Ruckzuck und supernett ist alles schnell erledigt. Ich bekomme noch für lau eine Fishinglicense und gute Tipps, wo ich die besten Fische fangen kann.

Also mal ehrlich. Viel Lärm um nix und ein perfekter Einstieg.

 

Ein ernstes Thema

Ich habe lange ûberlegt, ob ich dieses Thema zur Sprache bringe. Es ist privat. Sehr privat. Eigentlich zu privat für die Öffentlichkeit. Und dennoch kann es uns Langfahrtseglern begegnen. Obwohl wir immer wissen, dass es passieren kann und die theoretische Möglichkeit im Hinterkopf haben, trifft es einen unvorbereitet. Die schwere Erkrankung eines Familienangehörigen.

Schon seit einigen Tagen begleitet uns diese dunkle Wolke. Nun wird es ernst, Reiner muss nach Hause. Wie man sich denken kann, möglichst schnell.

Noch bis zur letzten Woche wäre das alles kein Problem gewesen. Wir hatten einen bezahlbaren Platz in einer guten Marina, Innerhalb von 24 Stunden wären wir beide in Bonn gewesen. Heute, 150 sm weiter südlich sieht das anders aus. Wir liegen am Anker, die Marina gegenüber ist voll. In Miami findet eine große Boatshow statt, alles ist ausgebucht und zudem wahnsinnig teuer.

Neben der emotionalen Achterbahnfahrt kommt die Frage auf, wohin mit dem Schiff. Die einzig machbare Lösung erscheint uns, möglichst zügig in die Bahamas an einen sicheren Ankerplatz zu kommen, wo ich in direkter Nähe zu Freunden auf dem Schiff bleiben werde. Reiner fliegt alleine.

Und wie sollte es anders sein, der Wind spielt nicht so schnell mit, wie wir das gerne hätten. Erst ab Mittwoch finden wir eine Lücke, die sehr leichten Wind mit sich bringt. Noch nie haben wir uns so über eine Flaute gefreut. Wir werden dann im wahrsten Sinne des Wortes Gas geben und hoffen, dass wir möglichst schnell an unser Ziel in den Exumas kommen. Anfang der kommenden Woche kann Reiner dann nach Hause.

Es sind quälende Tage, die sich hinziehen wie Kaugummi, da man hier sitzt und abwarten muss. Obwohl man doch eigentlich lieber ganz woanders wäre.

Wir machen die Erfahrung, dass Kommunikationsmittel extrem wichtig für uns sind. Mit ortsüblichen Simkarten für das Telefon, sind wir an fast jedem Ort erreichbar. Wir machen aber auch die Erfahrung, dass es zwar für mich einfach wäre, sofort nach Hause zu fliegen, für Reiner jedoch nicht. Ich kann das Schiff nicht alleine in die Bahamas segeln. Selbst alleine am Anker liegen für eine längeren Zeitraum, würde ich mir ohne erreichbare Hilfe nicht zutrauen. Was passiert, wenn es plötzlich stürmt und der Anker ins Rutschen kommt?

Ich habe bis jetzt keine Ahnung, wie der Wassermacher bedient wird und wie der Generator im Detail tickt. Das alles muss und werde ich jetzt im Schnelldurchlauf lernen. Warum habe ich mich damit nicht längst beschäftigt? Es war ja nicht nötig, Reiner macht schon….. Ich kann das Schiff nachts alleine segeln, navigieren, funken, Segel reffen, steuern, usw. Die technischen Feinheiten beherrsche ich nicht.

Und Reiner? Der muss loslassen. Nicht nur zu Hause, sondern auch mich mit dem Schiff.

Niemand macht sich über solche Dinge gerne Gedanken. Man sollte es dennoch tun. Was wäre wenn? Kann jeder alles bedienen? Ist uns klar was es bedeutet, dass zumindest uns Frauen alleine rein körperlich Grenzen gesetzt sind? Und dass wir bei aller Vorbereitung eben doch durch widrige Umstände nicht da sein können, wo wir vielleicht sein wollen?

Wir werden niemals auf alles vorbereitet sein. Das ist das Leben. Wir Fahrtensegler wollen Freiheit und Unabhängigkeit. Aber wir müssen im Zweifel auch den Preis dafür zahlen.

Ich schreibe diese Zeilen, weil diese inzwischen nicht nur von Familie und Freunden gelesen werden, sondern auch von vielen Seglern, die unterwegs sind oder sich auf eine Reise vorbereiten. Ich will niemanden entmutigen. Aber es ist eine Erfahrung, die nun mal zu unserem selbst gewählten Leben dazu gehört und damit auch in diesen Blog.

Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung

Wir verbringen eine ruhige Nacht am idyllischen Ankerplatz (abgekupfert von der Kyla, die dort eine Woche vorher gelegen hat ????). Vor uns Mangroven mit weißem Strand, um uns herum hunderte von Delphinen. Fast wie Urlaub. Es schnauft und prustet die ganze Nacht um das Schiff.

Punkt 7.00 Uhr bei Sonnenaufgang holen wir das Eisen aus dem Sand und zockeln los. Das Wasser ist platt, Wind soll aber demnächst aus Nord kommen. Er tut es. Spannend wird, wie lange. Irgendwann wird er drehen. Über Ost nach Süd. Über den Zeitpunkt sind sich die Wettergurus alles andere als einig. Wir nehmen es, wie es kommt. Wenn wir nicht mehr weiterkommen, fahren wir „rechts ran“.

Tatsächlich beginnt er erst in der Nacht zu drehen und bläst kräftiger, als angesagt. Ab Mitternacht segeln wir bei 5 Bft, in Böen auch mal drüber, hoch am Wind nach Süden. Die Welle wächst, es wird nass auf dem Schiff. Aber es funktioniert. Es fliegt uns auch nur ein einziges Mal eine Schublade aus den Angeln und sorgt für Begeisterung.????(Nein, nicht die mit den Messern, sondern die mit dem sonstigen Küchenwerkzeug.) Für monatelanges Stilliegen in der Marina ist der Einstieg sagen wir mal suboptimal. Das Schiff kämpft sich bei 50 Grad am Wind vorwärts, ich kämpfe bei dem Gedanken an Essen…..

Drei Stunden vor Palm Beach hat Balou endgültig die Schnauze voll und macht eine Vollbremsung. Wind genau von vorne, Schluss mit der Segelei. Für den Rest der Strecke läuft der Motor. Der Spaßfaktor ist eingeschränkt, der Segler weiß von ich spreche.

Wir verbuchen es unter „Getriebeeinarbeitung“. Aber: 150 sm im Sack. Jetzt noch ein klitzekleines Stückchen weiter nach Süden und dann zack rüber. Das wird ja wohl zu schaffen sein….

Abschiedsprogramm

Alles erledigt. Morgen geht es endlich endlich weiter.

Seit dem Wochenende zickt der Wind. Eigentlich wollen wir am Montag los, dann schmilzt unser Wetter dahin. Mit müssen 150 sm nach Süden, um dann links in Richtung Bahamas abzubiegen. Dort wollen wir die Lücke südlich von Grand Bahama treffen. Eigentlich sieht das nicht so schwierig aus. Das Kunststück ist es, den Golfstrom zu queren, der ja von Süd nach Nord geht, und dabei nicht zu weit nach Norden geschoben zu werden.

Normalerweise denkt man, dass da ein Nordwind helfen würde. Aber falsch. Bei Wind aus Nord, herrscht im Golfstrom Wind gegen Strom. Im Ergebnis bedeutet das eine hässliche Welle. Alles, wo kein „N“ drin ist geht, sagen die Erfahrenen.

So brauchen wir erstmal Wind aus Nord, um neben dem Strom an der Küste nach Süden zu kommen und dann wäre West toll. Den gibt’s aber kaum. Und alles, was im Moment weht, dauert nur kurz, bevor er wieder dreht. Wir werden sehen, wie weit wir kommen. Morgen jedenfalls erstmal kurz vor den Ausgang des Inlets an den Anker, um dann beim ersten Licht am Donnerstag rauszufahren.

Somit haben wir dann aber am Sonntag noch die Chance den Super Bowl zu sehen. Amerika steht Kopf. Alles, aber auch wirklich alles dreht sich um den Super Bowl.

In Anbetracht unserer nahen Abfahrt, kaufe ich seit Tagen ein. Das eine hier, das andere dort. In den Bahamas will man nichts einkaufen. Es gibt alles, aber nicht für unseren Geldbeutel. Am Samstag finde ich unreife und harte Avocados. Prima. Die werden noch eine Woche brauchen bis sie reif sind. Kurz hinter dem Gemüse werde ich angesprochen. Ich bräuchte die Avocados doch bestimmt für den Super Bowl, da vorne zwischen den Tomaten würde reife liegen!

Das Fleischregal quillt über vor Hühnerkeulen und Spare Ribs. Wieviele Hühner und Schweine mussten für den Super Bowl sterben ????
Wir sind eingeladen. Mit einem richtig deutschen Apfelkuchen bestücken wir das Büfett. Und dann ist Anpfiff im XXL-Fernseher. Was für ein Spektakel. Aber ein tolles Spiel. Ich, berufsbedingt für den Außenseiter, gewinne.

Heute noch schnell ein Raketenstart in Cape Canaveral, der von hier aus gut zu sehen sein soll und dann muss Schluss sein. Sie geben wirklich alles, um uns zu unterhalten…..

Letzter Akt

Wir verbringen den ganzen Tag damit, Dinge zu erlernen, von denen wir bisher nichts verstanden haben. Aber bekanntlich wächst der Mensch ja mit seinen Aufgaben.

Im Klartext heißt das, dass Reiner mit Deppenlampe und irgendwelchen Schraubenziehern zwischen unzugänglichen Höhlen und Getriebehandbuch hin und herläuft und ich nach guter alter Art der Sesamstraße (welches der Dinge gehört zu den anderen) mit Fotos aus Holland nach der Stelle suche, an der wir schrauben müssen.

Irgendwie finden wir die richtige Stelle und schaffen es – wiederum nach holländischer Anweisung- , die Schaltung neu einzustellen und zu justieren. Das ist die erste Kommunikation mit einem Fachmann die läuft. In Kleinstschritten beschreibt er den Vorgang und fragt am Ende sogar von sich aus nach, ob es geklappt hat. Schön, dass es sowas noch gibt.

Am Ende des Tages geht die Schaltung wieder leichter. Der Knall beim Einlegen des Vorwärtsganges bleibt allerdings. Irgendwie bleibt die Sorge, dass dadurch das nächste Teil kaputt geht. Reiner fasst den Entschluss Billyboy, den hiesigen Getriebemann nochmal anzurufen und zu befragen. Vielleicht hat er ja eine einleuchtende Erklärung.

Heute morgen nach dem Frühstück wählt er die Nummer. Bill geht ran, hört sich nur sehr kurz an was Reiner ihn fragen will, sagt ihm er soll mit Rick sprechen, der soll ihn anrufen und: LEGT AUF. ????

Jetzt ist es auch bei Reiner soweit. Ihm platzt endgültig die Hutschnur. Heidewitzka. Ein zweiter Telefonversuch landet auf dem AB. War klar. Aber auch dort kann man deutlich werden. Sehr deutlich. Er bekommt zu hören, dass er sehr viel Geld von uns erhalten hat und nun lediglich eine Frage beantworten sollte. Mit Rick zu sprechen hat wenig Sinn, schließlich hat er selber gesagt, von Getrieben keine Ahnung zu haben.

Dennoch erhält er unsere Ansage über Rick, bei dem er wenigstens noch ans Telefon geht. Und siehe da, wir dürfen ihn noch mal anrufen. Nun kommt tatsächlich eine Information rüber, er benimmt sich am Telefon.

Also. In unserem Getriebe sind mehrere Teile ausgetauscht worden, unter anderem ein Konus. (Das dicke Teil auf dem Foto von gestern). Diese neuen Teile arbeiten mit den anderen vorhandenen und eingearbeiteten Teilen zusammen. Die Passung ist somit nicht 100% und wird erst mit der Zeit entstehen. Dadurch entsteht der Knall beim Einkuppeln, die Teile rutschen nicht weich ineinander, sondern mit einem Ruck. Daher ist auch ein Getriebeölwechsel nach 50-100 Motorstunden erforderlich.

Unser Getriebe sei in hervorragendem Zustand und mit den Austauschteilen quasi neuwertig.
Diese Aussage hätten gerne vorher gehabt.

Nebenbei entsteht noch die Idee, die Leerlaufdrehzahl etwas zu reduzieren, in der Hoffnung, dass durch die langsamere Drehung etwas Wucht aus der Geschichte genommen wird. Mit einem Hinweis unseres potentiellen Schwiegersohnes an welcher Stelle wir da nun wieder suchen müssen, kriegen wir auch das hin.

Wie auch immer, wir nehmen es jetzt so hin und hoffen darauf, dass sich die Getriebeteile untereinander bald lieb haben werden.

Jetzt wird aufgeräumt.

Und übrigens: Da sich hier in den USA jeder der seinem Opa mal über die Schulter geguckt hat, Fachmann nennen kann und dann um die 60 US$ Stundenlohn kassiert, werden wir das jetzt auch tun. Immerhin können wir eine Schaltung justieren. Rick nicht.

Fun is over

Ende letzter Woche fasse ich den Beschluss nichts mehr zu schreiben, bevor das Getriebe nicht eingebaut ist. Mir fallen einfach keine neuen Wörter mehr ein. Es ist und bleibt das gleiche. Morgen.

Morgen wird zum Unwort des Monats.

Es dauert bis Mittwochnachmittag, bis Rick mit dem Getriebe erscheint. Es ist ruckzuck eingebaut und genauso ruckzuck ist Rick wieder verschwunden.

Wir lassen den Motor laufen, schalten auf „vorwärts“ und es kracht. Der Gashebel ist schwergängig, der Gang lässt sich nur über einen Widerstand einlegen. Mir entgleisen die Gesichtszüge. Nochmal. Es kracht. Das alte Geräusch ist weg, aber beim Einkuppeln bekomme ich Angst. Ich sehe uns auf den Bahamas zwischen Riffen liegen, während sich das Getriebe endgültig zerlegt. Jetzt kann ich mich auch nicht mehr wehren, die Tränen fließen.

Reiner versucht noch, sich das neue Geräusch zu erklären. Neue Zahnräder, muss sich vielleicht erst einspielen, neue Getriebe hakeln manchmal…… Mir macht es Angst. Aber so ganz geheuer ist es ihm auch nicht.

Abends Krisensitzung. Wir haben bis jetzt 2300 US$ bezahlt für die Reparatur eines Getriebes, was immer noch nicht glatt läuft. ( Und das ist die vorsichtige Formulierung). Das tut weh.

Wir haben die Kontaktdaten eines Mechanikers von Yanmar aus Holland, der auf der „Boot“ Düsseldorf über unser Problem informiert worden ist. Den werden wir anrufen. Die Nacht wird kurz, ich schlafe schlecht.

Morgens wälzt Reiner das Handbuch für unser Getriebe. Da steht, dass man etwas einstellen muss bei der Installation. Aha. Er misst nach und stellt fest, dass zwei Abstände nicht stimmen. ( Eine tiefere Erklärung würde hier den Rahmen sprengen). Ich nehme indessen das Krachen auf dem Handy auf und schicke es nach Holland, worauf sich der Mann auch gleich meldet. Er will ein Video mit laufendem Motor.

Inzwischen hat Reiner unseren Rick herbeizitiert, um ihm zu sagen, dass das so nicht geht. Rick beginnt zu schrauben, ist aber der Meinung, dass die Einstellung vorher auch schon so war. Nebenbei reißt noch ein Ölschlauch bei der Werkelei. Nun muss der erst geflickt werden.

Rick verschwindet anschließend endgültig (gut so, ich habe unschöne Wörter im Kopf)  und wir sitzen da mit dem Problem.

Videos und Bilder gehen zwischen Holland und Florida hin und her. Ich mochte sie schon immer, die Holländer. Der Mann namens Jan bemüht sich redlich unserem Fehler auf die Spur zu kommen. Fakt ist, dass die Schaltung nach einer Reparatur wie unserer neu eingestellt werden muss. Unter seiner Anleitung aus der Ferne starten wir jetzt den Selbstversuch. Was anderes bleibt uns ja nicht übrig.

Fun is over.