Autor: Beate (Seite 3 von 42)

Unverhofft

„Kannst Du mich am 1. oder 2. in Nassau abholen?“ fragt letzte Woche meine Freundin Mone. 

„Komme“, ist meine Antwort. Gerade noch auf den letzten Drücker hat der Urlaub dann doch bei den Beiden geklappt,  bevor wir uns auf den Weg nach Norden machen. Schon im letzten Winter haben wir darüber gesprochen, dass man als Ottonormalverbraucher nicht auf den Bahamas Urlaub machen kann. Bei 200-300 $ /  Nacht sind die Grenzen schnell erreicht, gegessen hat man dann auch noch nichts. Und an die wirklich schönen Strände gelangt man sowieso nur mit dem eigenen Schiff. 

Mone und Torsten sind bootstauglich, sie kennen das schon. Alles ist eng, mit Wasser und Strom wird gegeizt. Also auf nach Nassau. Wir verabschieden uns von den Muradas mit denen wir eine wunderbar lustige Zeit hatten. Das Gefühl lässt mich aber nicht los, dass es nur eine vorübergehende Auszeit ist…..

Wenn ich ganz ehrlich sein soll, freue ich mich  auf ein paar Tage Nassau. Wenn man wochenlang im Outback weilt, lockt die  Vorstellung einfach mal in den gut bestückten Supermarkt zu gehen, ein richtiges Restaurant zu besuchen oder gar in einer Boutique eines der zerlöcherten T-Shirt‘s meines Mannes auszutauschen. Manchmal ist auch Kommerz ein Paradies für Segler. 

Wir nutzen am Montag  ein brauchbares Wetterfenster und fahren direkt von Staniel Cay 40 sm mit schönem Ostwind hoch bis nach Highbourne Cay. Gleich am folgenden Morgen geht es rüber nach Nassau über das „Minenfeld“, die „Yellow Bank“, die gespickt ist mit hoch aufragenden Korallenköpfen, die man umfahren muss. Gut können wir uns an das letzte Jahr erinnern. 

Als wir auf die exakt gleiche Route gehen, müssen wir feststellen, dass das ganze Unternehmen nur noch halb so aufregend ist. Entweder hat jemand mit seinem Kiel eine Fahrrinne freigefräst, oder wir sind schlicht erheblich gelassener (dickfälliger?) geworden. Fast entspannt durchqueren wir die Banks und landen am Nachmittag auf dem Ankerfeld vor Nassau. Citynah und direkt im Trubel. Auf geht’s. 

Jonny Depp, Depp, Depp……

Die Tage ziehen dahin, wir tingeln je nach Wetterlage in die eine oder andere Bucht und entdecken Neues. 

Zwei „Attraktionen“ soll der O‘Briens Cay beinhalten. Bei vorangekündigten Attraktionen sind wir ja per se immer etwas misstrauisch, zumal dort meistens Horden von Touristen abgeladen werden. Die Anfahrt ist etwas kniffelig. Wir müssen durch eine sehr enge Stelle, die rechts einen überaus hässlichen zackigen und teilweise überspülten Felsen hat. Zur Linken befindet sich eine Sandbank, Strömung soll es auch geben. Das Wetter passt aber, es ist ruhig und wir müssen sowieso motoren. 

Eine halbe Stunde vor uns ist die Murada, zurück aus Nassau, eingetroffen. Alfons, der die Engstelle passiert hat, klingt an der Funke etwas angespannt und gibt uns Tipps, wie wir da am Besten durchkommen. 

Wir nähern uns an. Das Schiff beschleunigt. Mist, Strom von hinten. Ich gehe nach vorne an den Bug und starre ins Wasser. Direkt vor uns, auf der anderen Seite taucht ein Segler auf, der ebenfalls durch das Nadelöhr will. Zwei Schiffe gleichzeitig passen da auf keinen Fall durch. Gott sei Dank erkennt er die Lage rechtzeitig, dreht ab und wartet. 

Mir bricht der Schweiß aus da vorne, ich sehe dem Grauen direkt ins Auge. Tatsächlich taucht zuerst die Sandbank auf. Ich gebe Ordo „reeechts“. Sofort fahren wir auf den Felsen zu.“Liiinks“ ……und durch. Das alles in ca. 5 Sekunden. 

Es ist 10.30 Uhr am Vormittag und ich brauche ein Bier. Alternativ einen Cuba Libre mit viel Libre auf der Murada, die ebenfalls geschwitzt haben. 

Der Rest ist ein Kinderspiel. Wir parken schön abgedeckt vom Wind vor einem kleinen Strand. Hier stehen zwei Liegestühle und ein Schirm, im Hintergrund befindet sich eine Hängematte. Ebenfalls auf dem Strand steht ein großes Schild mit der Aufschrift:“ This is not Disneyland“ ????

Na guck. Die Insel gehört Jonny Depp und er möchte hier ungestört sonnen können. Es wird ihn wohl maßlos ärgern, dass sich das Wasser vor der Tür nicht in seinem Privatbesitz befindet und wir hier ankern dürfen. ???? Mein Mitleid hält sich in Grenzen, that’s life…..

„Attraktion“ Nr.1, ein abgestürztes Flugzeug unter Wasser, stellt sich dann als überbewertet heraus. (Wir hatten es geahnt). Ein sehr kleines Wrack ohne Fische liegt da eben so rum. Na gut, ist in 5 Minuten erledigt. 

Von Attraktion Nr. 2, einem angeblich schönen Korallenriff mit sehr vielen Fischen erwarte ich ebenfalls nicht besonders viel und überlege schon, ob es sich lohnt, nass zu werden. Aber gut, alle gehen rein, also auch ich. 

Oh. Donnerwetter. Ein wunderschönes Riff mit Korallen aller Art taucht auf. Es wimmelt von kleinen und großen bunten Fischen, ganze Schwärme bewegen sich von einem Ort zum anderen. Tatsächlich hatten wir das letzte Mal in Belize so einen Anblick. Leider spielt das Wetter nicht so richtig mit, das Licht für gute Fotos fehlt. Trotzdem erhält Attraktion Nr. 2 das Prädikat „empfehlenswert“. 

Kreuzfahrtfreie Zone

Natur hin, Stille her, es gibt weder Internet, noch frische Nahrung und der Müll fängt auch an zu stinken. 

Während die Murada mal fix das „Kind“ aus Nassau holt, fahren wir in meine Wahlheimat vom letzten Jahr, nach Staniel Cay. 

Es ist ein bißchen, wie nach Hause kommen. Drei Strände vor der Nase, ein Ort mit zwei kleinen Läden, eine Kneipe und ein Telefonmast zur Rechten. Was will man mehr. Ich kenne jede Mülltonne und weiß, wo die Waschmaschine steht. 

Es hat sich definitiv nichts verändert, seit dem letzten Jahr. Manchmal ist das auch schön. 

Es pustet hier ziemlich seit zwei Tagen, am Schiff bewegt sich nichts. Wir haben den perfekten Schutz bei Nord und Ostwinden. Der Blick von meiner Bank geht nach Westen.

Gegen Abend an Tag 2 taucht ein beleuchtetes Hochhaus auf. Was ist das? ????

Einer der großen Vorteile der Bahamas sind – mit Ausnahme von Nassau – die fehlenden Kreuzfahrtschiffe, die inzwischen gefühlt auch den letzten Winkel des Erdballs befallen. ( Man hat sogar eines davon bei Pitcairn im Südpazifik gesehen. Also wirklich…..) Es ist zu flach. Einzig dicke Motoryachten findet man hier, aber nichts, was die Strände zustellt oder Menschenmassen durch die Straßen schleust. 

Was also liegt da plötzlich? Ich, der Meister des Stalkens, schalte das AIS ein, finde den Namen und frage Herrn Google. 

Es handelt sich um die Bravo Eugenia, eine echte Luxusyacht von 109 m Länge, die nicht wie die meisten anderen für ~250 000$ / Woche gechartert werden kann. Sie ist in reinem Privatbesitz. Mit ihren 4 m Tiefgang kann sie eben gerade so im äußeren Bereich vor den Inseln liegen. Da der Promieigner, ein Ölmilliardär aus Texas, dem unter anderem auch die „Dallas Cowboys“ gehören,  definitiv nichts mit dem Fußvolk zu tun haben möchte, bleibt er sowieso schön weit weg. 

Somit bleibt die Ruhe an den Stränden gewahrt. Soll er doch alleine in seinem Kinosaal sitzen, in seinem Whirlpool baden oder mit seinem Hubschrauber spielen. Eine Palme sieht er nicht. 

Wir werden uns jetzt mal intensiver mit der Lobsterfront auseinandersetzen. Denn die gibt es hier zu Hauf. 

Exumas Land- and Seapark

Shroud Cay ist unser erster Anlaufpunkt im Land and Seapark, der ein Gebiet von 176 qm umfasst. 

Es darf hier  weder geangelt noch gesammelt werden, es gibt keine Möglichkeit, Müll zu entsorgen, selbst organischen Müll soll man nicht ins Wasser werfen. Die Inseln sind alle unbewohnt, bis auf eine, auf der die Parkranger zu finden sind. Es gibt mehrere Inseln, an denen Moorings ausgelegt sind. Sowohl dort, als auch für die eingeschränkten Ankerplätze muss man zahlen. 15-20$ pro Nacht finden wir für echten Naturschutz angemessen. 

Der Weg dorthin führt wie überall hier über viel flaches Wasser. Wir werden von der noch etwas schüchternen Murada als Bombenräumkommando ( O-Ton Alfons) vorweg geschickt und landen in einer türkis blendenden Bucht. Ohne Sonnenbrille wird man blind.

Shroud Cay besteht aus Wasser, Strand und Mangroven. Sonst nichts. Das Wasser ( ich weiß, ich wiederhole mich ) ist sensationell klar. Jedes Sandkorn kann man einzeln erkennen. Die Farben sind unbeschreiblich. Wir können es kaum abwarten mit dem Dinghi in die Mangroven zu fahren,

unser erster Versuch scheitert allerdings an einer Sandbank. Hier kommt selbst das Dinghi bei Niedrigwasser nicht mehr durch. Leider hilft da nur frühes Aufstehen am nächsten Morgen und das Hochwasser nutzen. (Das hatten wir auch noch nicht, dass man für Dinghifahrten Tiden berechnen muss. ????) 

Die Fahrt ist wunderschön. Bisher kennen wir Mangrovengebiete nur mit trübem Wasser. Hier ist alles anders. Je nach Sonneneinstrahlung oder Beschattung von Wolken wechseln die Farben von zartestem Hellgrün bis zu  kräftigem Türkis. An der Atlanikseite wirkt das Farbspiel fast dramatisch, als auch noch eine dunkle Wand aufzieht. 

Der Naturschutz scheint zu funktioneren. Es liegt definitiv nirgends Müll. Nicht der kleinste Plastikschnipsel ist zu finden. Selbst der Strand an der Atlantikseite ist blitzsauber. Angespülte  Netze und Bojen sind an einem Busch dekorativ aufgehängt. Vielleicht aber auch als Mahnmal.

Bunte Fische sind hier leider nicht. Ein vereinsamter Rochen lungert in den Mangroven herum, das ist aber auch schon alles an Leben. Wer die Stille auch für das Auge sucht, ist hier genau richtig. 

Highbourne Cay

Dieses Mal lassen wir uns mehr Zeit für die Exumas, die schmale Inselkette, die mitten in den Bahamas von Nord nach Süd verläuft. 

Wie im letzten Jahr, heißt unsere erste Station Highbourne  Cay. Eigentlich etwas aus der Not geboren, so spannend fanden es nicht. Es ist eine Schlechtwetterfront angesagt mit Wind aus Norden. Da es hier in der Ecke nur wenige aus Nord geschützte Ankerplätze gibt und schon mal gar nicht für unseren Tiefgang, entscheiden wir uns, wie in den Tobago Keys direkt vor einem Riff zu parken. Da bekommen wir zwar den Wind ab, die Welle wird aber durch das Riff gebremst. 

Wo ein Riff ist, lohnt es manchmal zu  schnorcheln. Das Wasser ist glasklar und lädt zum Schwimmen ein. Reiner macht das Dinghi klar. „Gib mal schnell die Taucherbrille, da schwimmt was“, heißt es plötzlich. „Oh, zwei Haie!“ ???? Doch nicht Schnorcheln? Es sind nur Ammenhaie und wir sind zu viert. Die Chance besteht 1:3 , dass es mich trifft. Außerdem wird der Mann mich retten. 

Am Riff kommt die Überraschung. Wir finden tatsächlich einige wunderschöne Korallenformationen und für hiesige Verhältnisse viele bunte Fische. Die Sicht ist super. Ebenso super ist mein Weihnachtsgeschenk: Ein langer Tauchanzug. Seit 3 Jahren hadere ich mit den Wassertemperaturen. Die werden nämlich maßlos überschätzt. Wenn mein Mann behauptet, es sei herrlich erfrischend, weiß ich, dass es schweinekalt ist. Der Schnorchelspaß war bisher daher zeitlich etwas begrenzt, ich hatte nur einen kurzen Anzug. 

Jetzt, mit der neuen „Unterwasserwinterklamotte“,  ist mir zum ersten Mal richtig warm. Das hätte mir auch schon früher einfallen können…????

Die Front kommt dann auch von jetzt auf gleich mitten in der Nacht. Aus dem Nichts kachelt es mit Winddreher los. Es wackelt ein bißchen, bei Hochwasser mehr, bei Niedrigwasser weniger. 

Morgen fahren wir ins Naturschutzgebiet, da gibt es kein Internet. Wird also zwei, drei Tage dauern bis zum nächsten Eintrag. 

Segelträume

Wenn wir den Kitschkalender des Jahres 2019 erstellen sollten, hätten wir den Job. Ich traue mich schon gar nicht mehr die Bilder zu posten. 

Die Tage plätschern so dahin. Inzwischen ist die Murada eingetroffen mit frischem Thunfisch von unterwegs und wir feiern erstmal ausgiebig unser Wiedersehen. Zuletzt haben wir uns in der Karibik gesehen. Das war im Jahr…….????

Gemeinsam genießen wir noch das niedliche Governors Habour, machen Spaziergänge an den pinken Strand und schießen  ekelhafte Fotos. Irgendwie habe ich immer ein kleines bißchen  schlechtes Gewissen dabei. 

 Bevor der Anker endgültig festwächst, machen wir uns langsam auf ihn Richtung Süden. Schließlich fährt da ja noch ein Ersatzteil von uns rum. Wir fahren in überschaubaren Etappen und haben die entspanntesten Segeltage ever. Wenn Segeln doch bloß immer so wäre…..

Um die 3-4 Windstärken bescheren uns einen schnellen Amwindkurs ohne nennenswerte Welle. Das Schiff läuft leicht schräg und stabil wie auf Schienen. Wieder einmal gratulieren wir uns zum neuen Großsegel. 

Auf dem Weg in die Exumas geht sowohl uns, als auch der Murada  ein Mahi Mahi an die Angel. Somit bildet noch nicht mal der Speiseplan für die nächsten Tage Anlass zur Diskussion. 

Sonst passiert …… nichts. 

Da ist der Wurm drin

Urlaubsfeeling in den Bahamas. Kein Weitergehetze. Wir bleiben solange, wie wir Lust haben an einem Ort, wenn er uns gefällt. Man wird nach einer Woche von den Einheimischen begrüßt, als wenn man dazu gehört. Sie freuen sich, dass wir ihren Ort mögen. 

Einziges Manko in den Bahamas sind die Preise für Lebensmittel. Da zahlt man auch schon mal gerne 1,50 $ für eine Tomate ( in Zahlen 1). Der Eisbergsalat muss für 3 Mahlzeiten reichen, den Kauf eines Kohlkopfes für 8 $ verweigere ich. Da geht’s ums Prinzip. Irgendwo ist Schluss. 

Auch die Preise in den Restaurants sind gesalzen. Wenn auch hier von guter Qualität. Kann man maaaal machen. Nichtdestotrotz wollen wir ab und an was Leckeres essen. Ganz so verzweifelt, dass wir bei Nudeln mit Ketchup gelandet sind, sind wir nicht. So entscheiden wir uns gestern mal auf den Fischmarkt ( ein Steg im Wasser mit einem Tisch zum Fisch ausnehmen, an dem manchmal nachmittags jemand seinen Fang verkauft..) zu gehen. 

Es gibt tatsächlich Grouperfilet oder Lobster zur Auswahl. Die Murada ist im Anmarsch und Reiner kann mit Alfons selber Lobster fangen, also entscheiden wir uns für den Grouper. Immerhin noch für 15$ für zwei nicht allzu große Filets. Na hilft ja nichts, Preise wie in Deutschland….. Mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen und ich sehe den Fisch  zart goldgelb in der Pfanne brutzeln. 

Ich entferne noch einige Gräten, Reiner guckt mir zu. Plötzlich fragt er:“ Was ist denn das da?“ ????

Mir wird schlagartig speiübel. Ich war so fixiert auf meine Gräten, dass ich den dicken Wurm, der sich durch das zarte Fleisch geschlängelt hat und mit dem Kopf rausguckt glatt übersehen habe. ????????????

Das Teil ist schneller über Bord, als ich ein Foto machen kann. 15 $ hin oder her, mir ist schlecht. Reiner auch. 

Gut, dass noch Eier im Haus sind. 

Lieblingsorte

Wie gesagt, Spanish Wells ist schön. Bis auf die elendigen Viecher.  Wir unternehmen noch einen Ausflug mit dem Golfcart und finden tatsächlich einen überaus kitschig schönen Strand. Echte  Neidfotos entstehen.

Dann ist aber auch Schluss mit der Geduld, mir geht das Gesprühe und Eingecreme der hundert Stiche auf die Nerven. Selbst Reiner sieht inzwischen aus, wie ein Streuselkuchen. ????

Wir quengeln uns ohne Schaden aus der  Mooringfalle und nehmen Kurs auf Govenors Harbour. 

8 sm später folgt die nächste Herausforderung, der Current Cut. Wieder ein Durchschlupf, diesmal auf die ruhige, dem Atlantik abgewandte Seite. 

Der Current Cut wird viel beschrieben und als schwierig bezeichnet. Wie schon der Name „ Current“ sagt, herrschen hier starke Strömungen. Bis zu 9 Knoten werden ihm angedichtet. In einen Strom mit 9 Knoten zu gelangen, bedeutet entweder mit Schwung rückwärts fahren oder ohne Ruderwirkung vorwärts geschleudert zu werden. Dazu wird in den Karten vor heftigem Seegang gewarnt. Über den optimalen Zeitpunkt des Durchquerens gibt es viele Hinweise. Alle klingen unterschiedlich. 

Wir schleichen uns ran, um den Fall erstmal zu beobachten. Wenn es wild aussieht, werfen wir den Anker in der Nähe und warten. 

100m, 50m, alles ruhig. Es ist ca. 1,5 Std. nach Hochwasser, die Strömung müsste gegen uns sein. ( Was zwar mühseliger aber besser steuerbar ist). Wir fahren rein – und durch. Fertig. Nichts. Was ist das jetzt wieder? 

Kaum sind wir durch, werden wir angefunkt. Ein Amy hinter uns will wissen, wie es im Cut aussieht und ob wir unbeschadet durchfahren konnten. Schisser………

Mit Einbruch der Dämmerung erreichen wir Govenors Harbour. Ich war letztes Jahr schon verliebt in den Ort. Da hatten wir aber irgendwie nicht die Zeit, hängen zu bleiben. Jetzt genießen wir erstmal den Fish Fryday mit den Einheimischen, machen es uns auf Deck gemütlich und wandern an den pinken Strand. 

Endlich Zeit für Lieblingsorte.

Spanish Wells

Seit 4 Tagen sind wir in Spanish Wells. Ein niedlicher Ort mit guten und schlechten Seiten. 

Zunächst die Guten. Die Mooringboje an der wir hängen, macht einen soliden Eindruck. Sollte sie auch, denn bei Niedrigwasser kann ich Reiner auf dem Trockenen die Kaffeetasse über die Reling reichen. Schon erstaunlich, an was man sich so alles gewöhnen kann…..

Der erste Spaziergang durch den Ort mit seinen 1500 Einwohnern versetzt mich dann auch in Entzücken. Hinter der geschäftigen Hafenzeile ( an der man bequem direkt vor einem kleinen Supermarkt mit dem Dinghi anlegen kann), schließt sich die Bebauung mit seinen liebevoll bepinselten Häusern an. Ich, die immer für bunt zu haben ist, kann mich gar nicht sattsehen. Es ist wie in einer Zuckerbäckerei, in der die Farbpalette alle Facetten von Pastelltönen umfasst. 

Was gäbe das für einen Aufschrei, wenn man es in Deutschland wagen würde, sein Haus so anzustreichen. Mir macht das schon gute Laute nur beim Angucken. 

Dann finden wir zu unserer maßlosen Überraschung einen echten Supermarkt. Mit ganzen Regalen voll mit Obst und Gemüse wie bei Edeka. Für den immer auf Jagd nach Nahrung befindlichen Segler ein Paradies. On Top ist die Herrlichkeit auch noch bezahlbar. Alles ist hier tiefenentspannt. Autos werden einzeln auf fragwürdigen Flößen von einem Inselchen auf das nächste geschippert und am Sonntag bewegt sich niemand. Don‘t worry…..

Tatsächlich existieren an der Hafenzeile sogar  3! Schiffsausrüster, die erstaunlich gut sortiert sind. Noch nicht mal im viel gepriesenen George Town in den Exumas war so etwas zu finden. Wenn wir jetzt noch den perfekten Strand fänden, wäre es kaum auszuhalten. 

Ein echter Nachteil, und somit Abzüge in der B-Note, sind allerdings die reichlich vorhandenen Sandflies, korrekter gesagt, die Sandmücken. Kein Strand, aber Sandfliegen ? (…..Mücken) 

Gleich am ersten Abend und am Morgen darauf, fangen wir an uns zu kratzen. Ich bin über und über bepustelt. Dann sehen wir die winzig kleinen schwarzen Pünktchen um uns herum. Wirklich kaum zu sehen, aber wehe, wenn sie zugestochen. 

Sandflies ritzen die Haut auf und saugen Blut. Sie sind ca. 1mm groß und schleichen sich auf die Haut. Bei genauem Hinsehen hat man allenfallls das Gefühl, hier gibt es Essigfliegen. 

Die Stiche jucken wie der Teufel und halten sich mehrere Tage. Manchmal entzünden sie sich auch. (Bei uns bis jetzt nicht). 

Sie sitzen im Hinterhalt in den Mangroven hinter unserem Schiff und suchen Landeplätze bei Hochwasser. Herrscht dann noch Windstille, wird zum Angriff geblasen.  Balou ist inzwischen komplett doppelt verhüllt. Das hilft etwas. Den Rest muss das Gift erledigen. Bevor wir das Schiff verlassen, sprühe ich wild um mich und mache schnell die Tür zu. Die verhüllten Luken bleiben auf, damit der Dampf auch wieder abzieht. Das sorgt vorübergehend für Ruhe. 

Ab durch die Mitte

Schluss mit der Haifischsuppe. Das Wetter passt, wir fahren weiter. 

Aber ach ja, da ist wieder die Sache mit der Wettervorhersage. Was ist bloß los mit der Truppe? ???? Haben wir Karneval? 

Es ist schöner Segelwind vorhergesagt. 15-18 kn Wind, der uns zunächst am Wind segeln lassen soll, dann auf Nord drehend und abflauend. Da wir über die flache Great Banks wollen, um weit nach Osten bis Eleuthera zu kommen und durch eine schmale Durchfahrt mitten in der Nacht müssen, passt uns das ganz gut. Kein Stress im Dunkeln. 

Der Wind legt zu bis 25 kn in der Spitze und kommt genau von vorne. In den ca. 5 m tiefen Banks, die zwischendrin auch mal Korallenköpfe haben, gibt es klare Fahrtruten. Kreuzen ist damit ausgeschlossen. Das Ende vom Lied ist, dass wir genau gegen eine fiese, kurze, ostseewürdige Hackwelle anbolzen und elendig langsam vorwärts kommen. Drehen tut der Wind auch nicht. Wir quälen uns durch. Erst am Vormittag , als wir wieder in tiefem Wasser sind, beruhigt sich die Welle. Da wir den Kurs jetzt ändern können, ist das Segelschiff wieder ein Segelschiff. 

Inzwischen ist es zu spät, um direkt nach Spanish Wells, dem größten Ort auf Eleuthera, zu fahren ( wieder durch flaches Wasser und enge Durchfahrt) , also ankern wir vor einer kleiner vorgelagerten Insel. Ruhe. Eine Stunde später geht das Unwetter los. Jetzt dreht der Wind, wir haben Schräglage am Anker und es schüttet wie aus Eimern. Keine 50 m Sichtweite. ???? Soll uns egal sein, der Anker sitzt fest, wir fallen früh ins Bett. 

Während der ganzen Nacht und auch noch am Vormittag sind um uns herum Schaumkronen. Laut Wettervorhersage haben wir seit Stunden 2 kn Wind. Schwarze, kurze Pfeile bei Wetterwelt. Sozusagen Flaute.????

Tatsächlich beruhigt sich die Angelegenheit am Nachmittag mit 24- stündiger Verspätung. Es ist Hochwasser und wir begeben uns ins nächste Nadelöhr. Ein verflucht enge Fahrrinne führt zu einigen verflucht engen Mooringbojen, die in der Strömung liegen. Wir schlucken etwas im Bewusstsein, dass wir genau einen Versuch haben, eine Boje aufzunehmen. Platz zum Manöverieren ist nicht. Treibt man ab, sitzt man entweder auf Land oder im Nachbarn. 

Nachbar

           

Land

Es gelingt haarscharf. Reiner kann eben noch eine Verbindung von der Boje zur Mittelklampe am seitwärts treibenden Boot herstellen, während ich versuche, dass Schiff auf der Stelle zu halten. Erstmal fest, egal wie. Der Rest bis zum ordnungsgemäßen Festmachen am Bug ist dann einfach.

Das Anlegebier hat selten so gut geschmeckt.

 

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